Klopapier und Nudeln - ausverkauft: Wer hätte gedacht, dass wir uns um diese Dinge mal streiten, ja fast schon prügeln würden.
Erst gab es die Fotos und Videos von leeren Regalen, die in den sozialen Medien rumgingen, dann folgten als Gegenreaktion Fotos von vollen Regalen, bis oben hin mit neuem Klopapier gefüllt. Aber auch die waren in vielen Supermärkten wieder schnell vergriffen. Dabei sagen sowohl die Bundesregierung und auch die Handelsketten: Der Nachschub ist gesichert, es gebe keinen Grund für Hamsterkäufe.
Janina Steinmetz ist Sozialpsychologin. Sie forscht an der University of London mit dem Fachgebiet: Entscheidungen von Konsumenten. Auch Janina Steinmetz dreht gerade tägliche Runden im Supermarkt. Klopapier und Nudeln sind in London ebenfalls vergriffen. Und sie sagt: Auch sie sei nicht völlig immun gegen Hamsterkäufe und wäre froh, wenn sie Klopapier ergattern könnte.
"Der eine Teil von mir findet Hamsterkäufe völlig übertrieben und der andere Teil würde gerne auch ein bisschen mehr hamstern."
Die Sozialpsychologin sagt, sie sei sich sicher, dass wir in den kommenden Wochen ausreichend Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs haben werden. Aber: Knappheit mache das Gut begehrter. Ähnlich wie bei Hotel-Webseiten, wo dann steht: Nur noch ein einziges Zimmer verfügbar. Das sei ein Mindset, das bei uns Menschen so funktioniere: Wenn etwas knapp wird, wollen wir es haben.
"Das, was knapp wird, ist umso begehrenswerter."
Natürlich sei es in diesen Zeiten sinnvoll, einen gewissen Grundstock an Vorräten anzulegen, allerdings sei es bedenklich, wenn Waren auf einmal so kostbar würden, dass alle denken: Wir können nicht genug davon haben. So entstehe ein Kreislauf, der sich immer mehr verstärke.
Wie alltägliche Waren kostbar werden
Wenn wir beispielsweise im Supermarkt eine Person sehen, die zehn Packungen Klopapier einkauft, dann löse das ein Gedankenspiel bei uns aus: 'Moment mal, habe ich etwas verpasst? Weiß diese Person etwa mehr als ich?'. Und dann wollen wir auch kaufen.
"Sobald das mehrere Leute machen, ist alles weg."
Was bei Klopapier und Desinfektionsmittel noch hinzukomme: Beides lässt sich unbegrenzt lagern. "Vermutlich kommt niemand auf die Idee, zehn Gurken zu kaufen", sagt Janina Steinmetz.
"Bloß weil alle Nudeln kaufen, heiße das noch lange nicht, dass Nudeln das Geheimrezept sind, um diese Krise zu überstehen."
Die Sozialpsychologin rät, einmal tief durchzuatmen und dass wir uns wirklich mal vergegenwärtigen sollten, wie lange wir von unseren Vorräten, die wir jetzt gerade Zuhause haben, noch gut leben könnten - möglicherweise ist das länger, als wir denken. Und jeden Tag Nudeln essen will vermutlich auch niemand.
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