Nach 27 Jahren ist eine Patientin in einer Fachklinik im oberbayerischen Bad Aibling aus dem Wachkoma wieder zu Bewusstsein gekommen. Die Frau aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte 1991 als damals 32-Jährige einen Autounfall erlitten. Nach Stationen in unterschiedlichen Krankenhäusern kam sie in die Schön Klinik. Dort reagierte sie im Juni 2018 erstmals wieder auf Ansprache.
Ihr erstes Wort nach 27 Jahren war der Name ihres Sohnes. So lange lag Munira Abdulla nach einem schweren Autounfall im Wachkoma. Damals war sie 32 Jahre alt. Ihr Sohn war zum Zeitpunkt ihres Unfalls 4 Jahre alt. Er hat die Geschichte seiner Mutter nun öffentlich gemacht, um anderen Menschen Hoffnung zu geben.
Friedemann Müller ist Chefarzt der Schön Klinik in Bad Aibling, in der die Frau über viele Jahre hinweg behandelt worden war. Er sagt, es gebe häufiger Fälle mit Patienten, die mehrere Monate bis zu einem Jahr im Wachkoma liegen und dann wieder aufwachen. Das Besondere an diesem Fall ist die lange Zeit – 27 Jahre – zwischen dem Unfall und dem Wiedererlangen des Bewusstseins.
Vom natürlichen oder künstlichen Koma ins Wachkoma
Vor 27 Jahren war die Frau in einen Autounfall verwickelt. Die Folge: ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Danach, erklärt Friedemann Müller, Chefarzt der Schön Klinik in Bad Aibling, "ist man von Natur aus im Koma, weil die Schädigung so schwer ist oder man wird von den Ärzten in ein künstliches Koma gelegt, um das Hirn zu schützen." Daraus entwickelt sich dann nach mehreren Wochen – manchmal sechs bis acht Wochen – ein sogenanntes Wachkoma.
Im Wachkoma funktionieren dann zum Beispiel die Atmung und andere vegetative Funktionen wieder. Und die Patienten öffnen dann auch die Augen, sodass sie wach wirken. Sie reagieren jedoch nicht, wenn man sie anspricht.
"Man erkennt das von außen daran, dass die Patienten die Augen öffnen und wach wirken – deswegen Wachkoma."
Munira Abdulla wurde in der Klinik über einen sehr langen Zeitraum hinweg behandelt. Sie wurde operiert, sie bekam Medikamente und auch andere Therapien. Friedemann Müller sagt, dass die Frau irgendwann wieder Laute von sich gab. Zunächst konnten er und seine Kolleginnen nicht ganz zuordnen, was genau die Geräusche bedeuten. Die Familie, vor allem der Sohn, waren sich dann ziemlich bald sicher, dass diese Laute eine Bedeutung haben. "Und das war sicherlich bei ihr auch so, dass sie nach einiger Zeit der Fall, dass sie den Namen ihres Sohnes nennen konnte." Der Sohn hat das den Ärzten dann mitgeteilt.
"Nach einigen Wochen war aber klar, dass die Patientin uns begrüßen kann. Sie hat sogar Gebete, die sie vor 27 Jahren gelernt hat, wieder aufsagen können."
Das Ganze liegt schon ein paar Monate zurück. Erst jetzt kam die Geschichte durch den Sohn in die Medien. Munira Abdulla ist inzwischen auch wieder bei ihrer Familie in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie nehme dort am Familienleben teil, bekomme auch mit, wenn jemand aus der Familie nicht anwesend ist, sei aber nach wie vor ein Pflegefall, erklärt Friedemann Müller.
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