Es wird spannender als erwartet bei den Präsidentschaftswahlen in Brasilien, die am Sonntag (05.10.) in die erste Runde gehen. Der Grund: Amtsinhaberin Dilma Rousseff hat eine aussichtsreiche Rivalin. Marina Silva fasziniert die Brasilianer vor allem mit ihrer Lebensgeschichte.
Am Sonntag sind Präsidentschaftswahlen in Brasilien. Amtsinhaberin Dilma Rousseff hat die Nase laut Umfragen ein Stückchen vorn. Die große Überraschung ist aber Marina Silva, die bei den letzten Wahlen sich selbst und ihre grüne Partei als politische Kraft etablieren konnte. Bei der aktuellen Wahl lag sie lange Zeit Kopf an Kopf mit der Amtsinhaberin. In der vergangenen Woche ist sie allerdings wieder zurückgefallen.
Von der Kautschukzapferin zur Präsidentin?
Was die Brasilianer an Marina Silva fasziniert: ihre Lebensgeschichte. Unter ärmsten Verhältnissen in einer Pfahlhaussiedlung im Regenwald aufgewachsen, arbeitete sie mit zwölf Jahren Vollzeit als Kautschukzapferin. Später arbeitete sie als Umweltaktivistin und legte dann eine sehr steile politische Karriere hin. Erst mit 16 lernte sie lesen und schreiben.
"In sozialen Fragen ist Marina Silva eher konservativ."
Kurz zusammengefasst: eine Lebensgeschichte, mit der sich gerade die ärmere Bevölkerung in Brasilien identifizieren können. Eine Gruppe, die sonst eigentlich traditionell die Arbeiterpartei PT von Amtsinhaberin Dilma Rousseff wählt. Das sei ein Grund, warum Marina Silva ein sehr wirtschaftsliberales Programm vertritt, um auch andere Wähler zu erreichen, erklärt Daniel Flemes vom Giga-Institut für Lateinamerika-Studien in Hamburg.
Was sich in Brasilien ändern würde, wenn Marina Silva doch noch die Sensation schafft und den Sprung an die Spitze Brasiliens schaffen würde?
- Ein viel wirtschaftsliberalere Politik mit großem Augenmerk auf die Bekämpfung der Inflation und einer autonomen Zentralbank.
- In Sachen Klimaschutz setzt sie viel stärker auf Windenergie. Ein Zugeständnis an die indigene Bevölkerung in Amazonien, die unter dem Bau von Staudämmen in ihrer Heimat gelitten hat.
- In sozialen Fragen stünde eine konservative Wende davor. Die evangelikale Christin lehnt Abtreibungen und die Homoehe strikt ab.