Handy-Empfang im Zug ist ein Thema, das häufig mit Frust und Ärger einhergeht: Langsames Internet, Verbindungsabbrüche, überlastete Repeater. Die Deutsche Bahn hat in den letzten Jahren viel investiert, um diese Probleme zu beheben und spürbare Fortschritte erzielt. Jetzt geht die Bahn einen Schritt weiter und plant Gigabit-Internet bei Hochgeschwindigkeiten einzuführen.
Pilotprojekt in Meck-Pomm
Derzeit werden die ersten 5G-Korridore auf einem zehn Kilometer langen Streckenabschnitt in Mecklenburg-Vorpommern getestet, wobei die Bahn Geschwindigkeiten von bis zu 5 Gigabit pro Sekunde erreichen will.
Mit einer Übertragungsrate von 625 Megabyte pro Sekunde können klassische Homepages mit etwa 1 bis 2 Megabyte sofort angezeigt werden. Auch das Streaming von Filmen bei Netflix und auf ähnlichen Plattformen würde sich erleichtern. In HD-Auflösung benötigt man ungefähr 3 Gigabyte pro Stunde. Über das 5G-Netz der Bahn könnten diese in nur 5 Sekunden heruntergeladen werden.
Der Laborzug rollt
Diese technischen Neuerungen werden durch den Einsatz neuer Netzwerk- und Kommunikationstechnologien sowie vor allem durch neue Funkmasten ermöglicht. Entlang der Teststrecke sollen 13 Funkmasten mit einer Höhe von rund 15 Metern installiert werden, die für schnelles Internet sorgen. Bis Ende dieses Jahres wird der Laborzug auf der Strecke unterwegs sein.
Die Aussage der Bahn, dass 5 Gigabit erst in den 2030er Jahren erreicht werden, erscheint plausibel, sagt unser Reporter Andreas Noll. Insbesondere angesichts des Investitionsstaus. Zuerst müssen die Gleise erneuert werden, bevor das Internet verbessert wird. Pro 10 Kilometer Strecke werden 13 Masten geplant. Das Schienennetz in Deutschland erstreckt sich über eine Länge von mehr als 39.000 Kilometern.
Herausforderungen des 5G-Rollouts
Ein Problem besteht darin, dass die aktuellen Funkverstärker nur für 4G geeignet sind. Da 5G auf einer höheren Frequenz als 4G funkt, ist die Reichweite geringer, nur etwa einen Kilometer. Ein schneller ICE durchfährt eine 5G-Funkzelle in etwa 10 Sekunden, was die nahtlose Verbindungsherstellung herausfordernd macht.
"Bis zum kommenden Jahr sollen die stark befahrenen Strecken lückenlos einen guten 4G-Empfang haben."
Kooperation mit der Telekom
Die Telekom hat sich verpflichtet, bis spätestens 2026 auf allen Schienenstrecken im Fern- und Regionalverkehr eine lückenlose 4G-Versorgung sicherzustellen. Zusätzlich sollen speziell behandelte Scheiben in den Zügen für einen verbesserten Empfang sorgen. Dadurch könnten Funkverstärker in den Zügen überflüssig werden. Auch diese Technologie wird bereits in der Praxis eingesetzt.