Wir fahren lieber in den Urlaub, als uns ein Auto zu kaufen. Wir gehen lieber drei Mal die Woche essen, als die Kohle in eine Doppelhaushälfte zu stecken. So sieht es aus, bei den Millennials, den 18- bis Mitte 30-Jährigen. Und dieses Konsumverhalten macht sich mittlerweile auch an der Börse bemerkbar.
Unsere Vorliebe, Geld lieber in Erlebnisse zu investieren, als in Dinge bekommen auch Unternehmen zu spüren. So wächst zum Beispiel in Großbritannien die Brauereikette Green King - auch weil das Unternehmen neben Gerstensaft auch Pubs und Hotels im Angebot hat. Im Gegensatz dazu sinkt der Index von großen Kaufhausketten, wie zum Bespiel Macys oder Bestbuy. Der Wert von Airbnb wird dagegen mittlerweile laut Wall Street Journal auf über 25 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Mehr Erlebnis als Konsum
Sofia Horta E Costa hat sich auf bloomberg.com ganze Branchen angesehen. Demnach legen in Europa die Reise- und Freizeitunternehmen im Vergleich zu klassischen Konsumgüterherstellern deutlich zu. Ein Trend, der sich in Zukunft noch verstärken dürfte. Denn wer heute 18, 20 oder 30 ist, steht ja noch am Anfang seiner beruflichen Karriere. Das heißt: In Zukunft verdienen sie oder er noch mehr Geld. Die Finanzwelt hat schon reagiert und bietet mittlerweile Aktienpakete an, die auf das Konsumverhalten der Millenials abzielen. Das heißt: mehr Erlebnis-Unternehmen als klassische Konsumgüter.
Statussymbole verschwinden nicht
Klar ist aber auch: Statussymbole werden nicht komplett verschwinden. DRadio-Wissen-Reporterin Julia Möckl hat vor einiger Zeit eine Umfrage gemacht, wofür junge Deutsche ihr Geld ausgeben. Das Ergebnis: fürs Smartphone, für Klamotten, aber eben auch sehr gerne für gutes Essen und Reisen. Und die Marktforscher von Harris Poll aus den USA haben 2000 Menschen über 18 Jahren befragt und da zeigte sich, dass drei von vier Millennials lieber ein Erlebnis kaufen als ein Ding.
Was Erlebnisse so speziell macht: Es geht um mehr als das Event. Da ist die Vorfreude auf das Event, das Event an sich und dann noch mal die Freude, wenn wir das Ganze per Social Networks unter die Leute bringen können. Was bei der Umfrage noch herauskam: Viele der Befragten verbinden die besten Momente ihres Lebens mit einem gekauften Live-Event - also einem schönen Festival oder einer tollen Reise. Dazu kommt die soziale Komponente: Bei diesen Erlebnissen sind die meisten nicht allein, wir fühlen uns mit unseren Mitmenschen verbunden oder schließen neue Freundschaften - und da kommen neue Sneaker oder ein Smartphone nicht mit.
Status verschiebt sich nur
Trendforscher Peter Wippermann sagt allerdings: Unsere Generation verzichtet nicht auf Status, der verschiebt sich nur. Weil in unserer Leistungsgesellschaft Zeit ein wichtiger Faktor sei, würden Erlebnisse wertvoll. Wie wir unser Geld ausgeben, ist aber natürlich auch abhängig davon, in welchem Milieu wir leben.
"Wir werden Menschen haben, die haben mehr Geld und weniger Zeit. Die werden den Statusgewinn im Zeitsegment haben. Und dann gibt es Menschen, die haben mehr Zeit, als ihnen lieb ist, und zu wenig Geld. Dort wird es genau entgegengesetzt sein.
Also während bei den einen das Auto wichtig bleibt, weil sie darauf lange sparen müssen, ist es für die mit mehr Kohle, wichtiger, Erlebnisse zu kaufen.