Am 8. und 9. November 1923 versucht Adolf Hitler zusammen mit dem Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff, die Macht in Bayern an sich zu reißen und die Regierung der Weimarer Republik zu stürzen. Der Putsch scheitert, die NSDAP wird verboten und Hitler zu fünf Jahren Haft verurteilt. Keine zehn Jahre später wird er Reichskanzler. "Eine Stunde History" Live aus Nürnberg

Die Republik von Weimar hat 1923 vier schwere Jahre hinter sich. Breite Teile der Gesellschaft sind demoralisiert von den Bestimmungen des Versailler Vertrages, der den Ersten Weltkrieg beendet hat. Die junge Republik ist instabil, kämpft mit immer neuen Schwierigkeiten. Rechtsextreme Hetzer heizen die Stimmung gegen die sogenannten "Novemberverbrecher" an, also jene Politiker, die den Waffenstillstandsvertrag im November 1918 unterzeichnet haben.

Krisenjahr 1923: Instabilität, Hyperinflation und Kriegstraumata

Mit der heute sogenannten Dolchstoßlegende oder Dolchstoßlüge machen rechte Kräfte Stimmung gegen die politischen Vertreter der Weimarer Republik. Diese Verschwörungserzählung macht die "Heimatfront", die angeblich von "Juden und Sozialdemokraten" gesteuert worden sei, für die Weltkriegsniederlage verantwortlich, weil diese, so die Behauptung, die Soldaten an der Front im Stich gelassen hätten. Ihnen also quasi einen Dolch in den Rücken gestoßen haben.

Zudem sind Millionen traumatisierter Soldaten von der Westfront zurückgekehrt – die meisten ohne Arbeit, viele alkohol- oder drogenabhängig. Viele von ihnen sind anfällig für die Verlockungen von paramilitärischen, rechtsgerichteten Freikorps, die im Stillen Waffen sammeln, um bei einem Sturz der verhassten Republik vorbereitet zu sein.

Mordanschläge und Putschversuche

Derartige Gruppierungen sind an einigen Mordanschlägen und Putschversuchen beteiligt, die sich zwischen 1920 und 1923 ereignen: dem Kapp-Putsch 1920, dem Mord an Finanzminister Matthias Erzberger 1921, dem Mordversuch am SPD-Politiker Philipp Scheidemann 1922, dem Mord an Außenminister Walter Rathenau 1922 und dann im November 1923 am sogenannten Hitler-Putsch.

Flugblatt mit der Proklamation des Hitlerputsches, Oktober 1923
© IMAGO / United Archives International
Flugblatt der Putschisten, Oktober 1923

Auslöser dafür sind die politischen Entscheidungen der neuen Regierung unter Gustav Stresemann, der den so genannten "Ruhrkampf" gegen die Ruhrbesetzung durch Frankreich beendet. Gleichzeitig stoppt die Einführung einer neuen Währung die Hyperinflation, die die Menschen Monate lang zermürbt hat. Als der Putsch Adolf Hitlers und des Weltkriegsgenerals Erich Ludendorff scheitert, atmen die meisten Deutschen auf.

Hitler kommt 1933 an die Macht

Es beginnt eine bessere Zeit für sie. Aber auch die zeitweilig verbotene NSDAP wittert Morgenluft, als ihr Anführer Adolf Hitler seine fünfjährige Haftstrafe nicht absitzen muss, sondern nach neun Monaten vorzeitig entlassen wird. Er beginnt den Neuaufbau der NSDAP und wird am 30. Januar 1933, knapp zehn Jahre nach dem gescheiterten Putsch, zum Reichskanzler ernannt.

Ihr hört in "Eine Stunde History":

  • Der Historiker Sven Felix Kellerhoff erläutert den Putsch und die Hintergründe, die Hitler und andere bewogen haben, einen Staatsstreich zu wagen.
  • Der Militärhistoriker Markus Pöhlmann beschreibt die zweite wichtige Figur des Putsches: den Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff.
  • Der Historiker Peter Longerich beschreibt das Jahr 1923 mit Ruhrbesetzung, Hyperinflation und Hitlerputsch.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf den Beginn der Weimarer Republik und die vielen Krisen, mit der die junge Republik konfrontiert war.
  • Deutschlandfunk Nova-Reporter Martin Krinner erinnert an den Putsch, der im Münchner Bürgerbräukeller im November 1923 begann.

Unser Bild ganz oben zeigt Hitler-Truppen auf Lastwagen inmitten einer Menschenmenge auf dem Münchner Marienplatz während des Hitlerputsches in München am 9. November 1923.

Shownotes
Weimarer Republik
Der gescheiterte Hitler-Putsch 1923
vom 03. November 2023
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Ausgangslage 1923 mit Matthias von Hellfeld
  • Martin Krinner über den Putsch, der im Münchner Bürgerbräukeller begann
  • Gespräch mit Sven Felix Kellerhof
  • Gespräch mit Markus Pöhlmann
  • Gespräch mit Peter Longerich