Zum Weltmädchentag werden viele Gebäude pink angestrahlt, pinke Luftballons werden verteilt und Frauen tragen pinke T-Shirts. Aber warum? Warum ausgerechnet diese Farbe, die so sehr für ein Stereotyp steht und dafür, dass Mädchen gerne Prinzessin werden wollen, während Jungs sich vorstellen, Astronaut zu werden? Erreichen will der Weltmädchentag ja eigentlich genau das Gegenteil: mehr Gleichberechtigung und die Rechte der Mädchen stärken. Unser Reporter Stephan Beuting hat versucht, eine Antwort darauf zu finden.

Sollten Mädchen im Teenager-Alter Kinder bekommen? 2015 sind auf jeden Fall rund 15 Millionen Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren Mutter geworden. Es gibt Komplikationen bei diesen frühen Schwangerschaften. Und viele dieser Mädchen brechen die Schule ab. Wenn Mädchen trotz einer Schwangerschaft doch noch zur Schule gehen können, droht ihnen dort in vielen Ländern geschlechtsspezifische Gewalt auf dem Schulweg. 

Weniger Bildung, weniger Teilhabe, höheres Armutsrisiko. Und dann ist da auch noch die Sache mit der Genitalverstümmelung. Es gibt reichlich Themen, über die wir am Weltmädchentag sprechen können und sollten. Die Frage ist bloß: Muss das unbedingt vor einem pinken Hintergrund geschehen?

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Axel Venn ist Professor für Farbgestaltung und Trendscouting in Hildesheim. Er findet es enttäuschend, dass ausgerechnet die Farbe Pink gewählt wurde, weil sie das Denken in Stereotypen verstärkt.

"Wissen Sie, wir können neun Millionen Farben unterscheiden, warum nehmen wir denn nicht vier statt nur eine?"
​Axel Venn, Professor für Farbgestaltung und Trendscouting in Hildesheim

Seit 2003 gibt es die Kampagne, die auf die Rechte von Mädchen hinweisen will und vor allem darauf, dass sie noch gestärkt werden müssen. Viele Städte strahlen an diesem Tag markante Gebäude, Brücken oder Denkmäler mit einem tiefen leuchtenden Pink an. 

"Wir haben die Farbe dann irgendwann einmal festgelegt. Sie wird jetzt auch damit assoziiert, wir erleben wie dieses pinke Licht, in das wir Gebäude tauchen, sich inzwischen in Deutschland verselbständigt. Das wird nicht nur von uns initiiert." Das sagt Maike Röttger, sie ist Geschäftsführerin vom Kinderhilfswerk Plan und eine der Organisatorinnen vom Weltmädchentag. Und sie findet die Farbe insofern gut, als das sie kraftvoll ist und wahrgenommen wird.

"Pink wird durchaus als eine starke, kraftvolle Signalfarbe wahrgenommen und das ist ja auch etwas, was wir damit symbolisieren wollen."
Maike Röttger, sie ist Geschäftsführerin vom Kinderhilfswerk Plan und eine der Organisatorinnen vom Weltmädchentag

Die Farbe und ihr Klischee

Bei der Suche nach der Kampagne ist unser Reporter Stephan Beuting auch auf ein Werbeprospekt für Kinder gestoßen: Playmobil pink. Natürlich für Mädchen. Das was pink hier kommerziell verkörpert deckt sich so gar nicht mit den Kampagnenzielen. Maike Röttger weiß, dass viel über die Farbe diskutiert wird, sagt aber auch, dass die Sache mit dem Spielzeug etwas ganz anderes ist: "Also ich würde es nicht in einen Topf werfen mit kommerziellen Marketingkampagnen, die Pink dafür nutzen."

Sie nicht, aber vielleicht andere. Der Professor für Farbgestaltung Axel Venn hat bei der Farbe auch noch eine andere Konnotation. Er denkt an Prostitution: "Dann kann ich da vielleicht Werbung machen für die Herbertzstraße. Ich finde es nicht gut, es ist voll daneben gegriffen." 

Die Diskussion wird weitergehen. Und am Ende können wir zumindest eine Sache festhalten, nämlich dass der Weltmädchentag dadurch mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Shownotes
Weltmädchentag
Muss es wirklich immer Pink sein?
vom 11. Oktober 2017
Autor: 
Stephan Beuting, Deutschlandfunk Nova
Moderatorin: 
Sonja Meschkat