Eine Kaffeemaschine gibt es auf der ISS bereits. Jetzt ist endlich auch ein Ofen geliefert worden. Damit soll es möglich werden, Kekse oder Brot im Weltall zu backen.

Der Innenraum des Ofens ist in etwa so groß wie bei einer Mikrowelle. Im Innern sind Heizwendel, wie sie auch in einem Toaster oder Küchenofen zu finden sind. Trotzdem ist das Ganze ein Experiment: Denn noch ist nicht klar, wie sich Hitze im Weltraum auf Lebensmittel überträgt. Und sicher muss das Ganze ja auch noch sein. Die Gefahr besteht darin, dass in der Schwerelosigkeit eine Blase aus heißer Luft in die Raumstation entweichen könnte. Man kann deshalb nicht einfach nach dem Backen bei Temperaturen um 180 Grad den Backofen aufmachen, wie man das zu Hause so machen würde. Die heiße Luftblase könnte eine Astronautin oder einen Astronauten verbrennen. Deshalb muss sich der Ofen unter kontrollierten Bedingungen erstmal abkühlen.

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Das zweite Problem sind Krümel. Alles, was im Weltraum gebacken wird, darf keine Krümel verursachen. Die könnten nämlich Filter verstopfen oder Geräte beschädigen, wenn sie in der ISS herumschweben. Fünf Kekse sind zunächst geplant. Der Teig dafür ist bereits auf der Raumstation. Er wurde in Silikonbeuteln angeliefert und die Astronauten müssen die Beutel im Prinzip nur in den Ofen legen und ihn dann einschalten. Ganz gemein: Die Kekse sind erstmal nicht zum Essen gedacht. Drei davon sollen auf jeden Fall zurück zur Erde geschickt werden.

Kochen ist noch gefährlicher als Backen

Die einzige Freude, die den Astronautinnen und Astronauten bleibt: Wenn sie den Ofen öffnen, verbreitet sich der Keksduft in der Raumstation. Das wäre zumindest eine neue Erfahrung für die Astronauten, sagt Wissenschaftsjournalist Karl Urban.

"Es geht letztlich darum, die Ernährung der Astronauten zu verbessern. Aber das ist was Längerfristiges."
Karl Urban, Wissenschaftsjournalist

Erstmal heißt es also: Backen im Dienste der Wissenschaft und nicht zum eigenen kulinarischen Vergnügen. Längerfristig sollen diese Experimente aber natürlich schon dazu dienen, die Lebensbedingungen im All zu verbessern. Auch durch besseres Essen. Was es inzwischen schon gibt: frisches Obst und Gemüse von der Erde. Immerhin. Aber längerfristig soll der Speiseplan im All noch vielfältiger werden.

"Da ist auf jeden Fall Public Relations ein Thema, würde ich sagen."
Karl Urban, Wissenschaftsjournalist

Das Backofen-Experiment soll aber nicht nur im Dienste der Forschung stehen. Es gibt auch kommerzielle Interessen. Denn die Aktion wird von einer New Yorker Bäckereikette unterstützt. Die bemannte Raumfahrt braucht Geld und das soll vor allem aus der Wirtschaft kommen. Denn mittel- bis langfristig ist geplant, dass es eine feste Raumstation auf dem Mond oder auf dem Mars gibt. Deshalb ist die Zubereitung von Speisen im Weltraum ein großes Zukunftsthema erklärt Karl Urban. Noch schwieriger als Backen im All ist im Übrigen Kochen. Auch das wurde schon probiert. Und es scheitert zum Beispiel am Kleinschneiden von Zwiebeln oder Knoblauch. Da muss man beim Zwiebeln-Schälen schon aufpassen, dass man jede Zwiebelschale sofort einfängt, damit sie nicht durch die Raumstation schwebt. Das macht Zwiebelschneiden zu einer extrem langwierigen Angelegenheit.

Aktuell gibt es nur Nahrungserhitzer, die das Essen auf bis zu 60 Grad erhitzen. Aber das ist mehr so ein Vorwärmen oder Anwärmen von Nahrung. Auch offene Hitze dürfte ein Problem sein, das bislang noch nicht gelöst werden konnte.

Shownotes
Weltraumstation ISS
Neuer Ofen: Kekse im Weltall
vom 05. November 2019
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Karl Urban, Wissenschaftsjournalist