Eine Art Übersetzungshilfe auf der Verpackung könnte Menschen helfen, die weniger Kalorien essen wollen. Beispielsweise, indem drauf steht, wie lange wir Joggen müssen, um die Kalorien wieder zu verbrennen.
Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland ist laut Bundesernährungsministerin Julia Klöckner übergewichtig. Deshalb kommt bald der Nutri-Score – eine Lebensmittelampel – die angibt, ob die Lebensmittel, die wir kaufen, eher gesund sind, oder eher ungesund. Aber bringt die Ampel wirklich etwas? Ein bisschen Orientierung bestimmt, aber vielleicht geht es noch besser?
Was hält uns effektiv davon ab, ungesunde Lebensmittel zu kaufen?
Forscherinnen aus Großbritannien wollten herausfinden, was uns effektiv davon abhalten könnte, Tiefkühlpizza oder Schokoriegel zu kaufen. Und sie haben einen Vorschlag: Einfach auf die Packung schreiben, wie viel Sport wir machen müssen, um die Kalorien dieses oder jenes Produkts wieder zu verbrennen. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Kerstin Ruskowski hat diese Rechnung einmal mit einer Tiefkühlpizza gemacht.
"Eine Tiefkühlpizza hat 800 Kilokalorien. Um die wieder zu verbrennen, müsste ein Erwachsener im Durchschnitt eineinhalb Stunden Joggen."
Natürlich ist das von Erwachsenem zu Erwachsenem unterschiedlich. Kleine schlanke Frauen müssen länger joggen als große, schwere Männer. Deshalb der Durchschnittswert.
"Für diese Pizza müssen Sie 90 Minuten Joggen"
Die Forscherinnen schlagen vor, entweder solche Sprüche auf die Packungen zu schreiben wie: "Für diese Pizza müssen sie 90 Minuten Joggen" oder Icons mit einem laufenden Männchen aufzudrucken – zusammen mit einer Uhr, die 90 Minuten anzeigt.
Die Auswertung von 15 Studien habe ihnen klar gezeigt, dass so etwas eher dazu führt, dass sich Menschen gegen die ungesunde Pizza entscheiden. In den Studien wurden unterschiedliche Varianten miteinander verglichen, wie man auf Lebensmittel-Verpackungen vor vielen Kalorien warnen kann.
Menschen verstehen Kalorien-Angaben nicht
Konzepte wie die Lebensmittelampel, die es bereits in Großbritannien gibt und bald auch in Deutschland geben soll, sehen die Forscherinnen eher skeptisch. Das Problem sei, dass viele Menschen nicht verstünden, was 200 Kilokalorien – wie sie etwa in zwei kleinen Schokoriegeln stecken – bedeuten.
"Die Forscherinnen meinen, dass man das übersetzen müsste. Zum Beispiel in die Anzahl der Minuten an Bewegung, die man braucht, um die Kalorien aus dem Produkt wieder loszuwerden."
Mit ihrem Konzept, also der Angabe, wie viel Sport wir machen müssen, um die Kalorien wieder zu verbrennen, würden Menschen im Schnitt 200 Kilokalorien täglich weniger zu sich nehmen, sagen die Forscherinnen. Dazu muss man allerdings sagen, dass sie vor allem Studien ausgewertet haben, die in einer Laborsituation durchgeführt wurden – die Entscheidungen wurden also nicht in Alltagssituationen getroffen.
Deshalb fänden es die Forscherinnen gut, wenn zukünftige Studien zu diesem Thema in echten Settings durchgeführt würden. Aber selbst wenn Menschen statt 200 nur 100 Kalorien weniger zu sich nehmen würden, würde das bei Übergewicht schon etwas bringen, sagen sie.