Das Unternehmen Integrity Line aus der Schweiz ermöglicht Whistleblowern ihre Informationen anonym loszuwerden. Der Service hilft dabei vor allem Unternehmen, die rechtzeitig Probleme beheben und Skandale vermeiden wollen.
Die Online-Plattform von Integrity Line funktioniert wie ein digitaler Kummerkasten: Mitarbeiter können auf einer zuvor vom Unternehmen implementierten Online-Plattform eine Meldung abgeben. Die Compliance-Abteilung des Unternehmens, die für gesetzestreues Wirtschaften und ethisches Handeln zuständig ist, hat Zugriff auf das Backend - die "Rückseite" - der Plattform und kann die anonymisierte Meldung einsehen.
Der Trick ist, dass die Informationen verschlüsselt und auf einem externen Server von Integrity Line gespeichert werden, der an einem sicheren Ort in der Schweiz steht. Diese Methode birgt einige Vorteile für den Enthüller der Information: Er kann unter anderem seine Mitschuld verbergen und die eigene Diskreditierung im Unternehmen verhindern.
"Natürlich sind wir auf der Unternehmensseite."
In erster Linie hilft Integrity Line dabei aber den Unternehmen, die auf Missstände reagieren können, bevor sie an die Öffentlichkeit gelangen. Sie sparen dadurch Geld und schützen ihre Reputation.
Whistleblower sind laut Dominique Sievers, Projektmanager bei Integrity Line, engagierte Mitarbeiter, die einen positiven Prozess im Unternehmen bewirken möchten, indem sie auf Probleme hinweisen.
Dieses Verständnis unterscheidet sich von der Vorstellung des heroischen Whistleblowers à la Edward Snowden, der einen Skandal aufdeckt, weil er sich berufen fühlt, für Transparenz im Sinne des Allgemeinwohls zu sorgen. Whistleblower bei Integrity Line stellen sich dagegen nicht gegen einen Konzern, sondern arbeiteten mit ihm zusammen.
Fünf Millionen Hinweisgeber weltweit
Integrity Line wurde 2009 gegründet. Im Folgejahr entstand ein System für Fußballverbände, in der Spieler, Trainer und Schiedsrichter anonym mitteilen konnten, wenn sie Zeugen von Spielmanipulation oder Bestechungen wurden.
Mittlerweile zählen zu den etwa 30 Kunden von Integrity Line auch die Schweizerische Post, die Schweizerische Bundeskriminalpolizei und namhafte internationale Unternehmen.
Anders als beispielsweise Wikileaks ist die Software für die Enthüllung in Regierungsangelegenheiten eher ungeeignet. Staaten wie China und Russland verbieten es, Staatsgeheimnisse elektronisch ins Ausland zu übermitteln.
Integrity Line muss in diesen Ländern nachfragen, ob in der Meldung Staatsgeheimnisse verraten werden. Wird das bejaht, muss Integrity Line verweigern, die Information entgegenzunehmen.