Wer sich kreativ beschäftigt, tut etwas für seine Gesundheit – und zwar ein Leben lang. Zu diesem Ergebnis kommt die Weltgesundheitsorganisation, nachdem sie 900 Studien zum gesundheitlichen Nutzen künstlerischer Aktivitäten ausgewertet hat.

Ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation hat bestätigt, dass kreative Tätigkeiten uns gesund machen oder sogar vor Erkrankung schützen können. Um genauer zu spezifizieren, welche Tätigkeiten als kreativ gelten, hat die WHO fünf Kategorien unterschieden:

  1. Darstellende Künste – musizieren, tanzen, singen, schauspielern
  2. Passive Kulturerlebnisse – Museen besuchen, ins Konzert oder Theater gehen
  3. Visuelle Künste – basteln, handwerken, malen oder fotografieren
  4. Literatur – lesen oder vorgelesen bekommen
  5. Digitale Künste – Design und Animation
"In dem WHO-Bericht steht, dass sich mehrere Länder damit befassen, solche Aktivitäten zu verschreiben – Großbritannien zum Beispiel."
Tobias Jobke, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion
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Die Autoren empfehlen, dass kreative Beschäftigungen als alternative Therapien in der Medizin eine ergänzende Rolle spielen sollten. Weiter heißt es in dem Bericht, dass es mehrere Länder gebe, die darüber nachdenken, künstlerische oder auch gesellige Aktivitäten medizinisch zu verschreiben.

Das abendliche Vorlesen wirke sich positiv auf Kinder aus – sie würden dann länger schlafen und könnten sich in der Schule besser konzentrieren, schreiben die Autoren. Ein anderes Beispiel ist das Singen: Das verbessert dem Bericht zufolge die Aufmerksamkeit und die geistigen Fähigkeiten. Wer im Chor singt, kann psychischen Problemen durch Einsamkeit vorbeugen.

Wer tanzt, trainiert demzufolge seine Koordinationsfähigkeit. Und Mütter, die mit ihren Neugeborenen Musik hören, können die Bindung stärken. Untersucht wurden außerdem auch Basteln, Handwerken, Malen, Tanzen oder der Besuch von Konzerten oder Museen.

Kreative Beschäftigung kann heilsam wirken

Ängste, Depressionen oder Aggressionen bei Kindern aus benachteiligten Gesellschaftsschichten können den Autoren nach mithilfe von Musik reduziert werden. Laut einer anderen Studie kann schauspielern oder tanzen übergewichtigen Jugendlichen beim Abnehmen helfen. Musik sei gut für Menschen mit Essstörungen, weil es den Betroffenen helfen könnte, sich selbst wieder besser wahrzunehmen und die Krankheit besser zu verstehen.

Auch Opfern von Missbrauch, Gewalt oder anderen Traumata könnten kreative Aktivitäten helfen, über das Erlebte hinweg zu kommen.

"Natürlich kann man ernsthafte Krankheiten nicht ausschließlich mit einem Tanzkurs behandeln, aber die WHO sagt, dass kann eine wichtige Ergänzung sein zu konventionellen Therapien."
Tobias Jobke, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Die WHO schreibt in ihrem Bericht, dass die Politik ein stärkeres Bewusstsein für den gesundheitlichen Nutzen von Kunst und Kreativität schaffen sollte. Eine Empfehlung lautet, entsprechende Angebote, vor allem für benachteiligte Minderheiten zu schaffen, die sich möglicherweise keinen Konzert- oder Theaterbesuch leisten können.

Außerdem schlägt die WHO in ihrem Bericht einen ganzheitlichen Ansatz vor. Das heißt, dass der Gesundheitssektor mit dem Kunst- und Kultursektor zusammenarbeiten und Programme entwickeln könnte, bei denen die Finanzierung aufgeteilt werden könnte.

Shownotes
WHO-Bericht
Tanzt, bastelt oder singt euch gesund!
vom 11. November 2019
Moderator: 
Stephan Beuting
Gesprächspartner: 
Tobias Jobke, Deutschlandfunk-Nova-Reporter