Nächstes Jahr verlieren 5000 Windräder in Deutschland ihre Förderung. Dann werden sie wahrscheinlich abgerissen. Was passiert mit den Überresten?

Allein in Deutschland gibt es derzeit etwa 30.000 Windkraftanlagen. Nach Angaben des Statistikportals Statista produzieren sie fast 20 Prozent des hiesigen Strombedarfs. Für viele dieser Anlagen aber tickt die Uhr: Sie sind vor circa 15 Jahren gebaut worden und haben ihre Zeit hinter sich.

Wie viele genau abgebaut werden, ist derzeit nicht ganz klar. Aber: "Ein großer Teil der Anlagen fällt ab 2021 aus der Förderung", sagt Martin Westbomke vom Institut für integrierte Produktion Hannover. Er ist Experte für den Rückbau von Windrädern. 5000 Anlagen sind es übernächstes Jahr, bis 2025 sind es noch mal 8000 Windräder, die keine Förderung mehr bekommen. Ob sie dann weiter betrieben werden können, ist fraglich.

"Mittelfristig erreichen alle Windenergieanlagen das Ende ihrer Nutzungsdauer, sei es technisch oder wirtschaftlich."
Martin Westbomke, Institut für integrierte Produktion Hannover.

Abgebaut werden Windräder, wenn am selben Standort eine bessere, leistungsfähigere Anlage aufgebaut werden kann. "Repowern" nennen die Experten das. Abgebaut werden sie aber auch, wenn die Kosten für den Betrieb zu hoch werden. Wenn zum Beispiel eine Fördermaßnahme aus der Politik wegfällt, muss sich die Anlage am freien Markt behaupten - wenn das nicht klappt, lohnt sie sich nicht mehr finanziell und wird abgebaut.

Will man eine Anlage korrekt und professionell abbauen, muss sie Bauteil für Bauteil abgetragen werden, von oben bis zum Fundament. "Der Großteil der Windenergieanlage ist dann recycelbar", sagt Martin Westbomke. Da steckt Stahl drin, Beton, auf den größten Teil der Anlage sei die Recyclingindustrie eingestellt.

Windräder nicht komplett recycelbar

Allerdings seien in den Rotorblättern der älteren Anlagen viele Glasfaser-Kohlenstoff-Verbindungen, sagt Martin Westbomke. Die würden nicht recycelt. Schwierig seien auch Materialien in denen Glasfaser- und Kohlefaser-Kunststoffe stecken: "Da gibt es noch nicht so gute Möglichkeiten, aber daran wird geforscht."

Sind Windräder nun wegen dieser Recycling-Probleme nicht so gut für die Umwelt? Westbomke sieht das entspannt. Aber er sagt, dass wir Standards brauchen, Vorgaben, einen professionellen Rückbau, dann könnten große Teile der Anlage auch recycelt werden: "Dann ist der Rückbau einer Windkraftanlage auch kein Umweltrisiko."

Shownotes
Nach der Förderung
Recycling von alten Windkraftanlagen
vom 01. August 2019
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartner: 
Martin Westbomke, Institut für integrierte Produktion Hannover