Christina Hansen ist Millionärin, weil sie Tochter wohlhabender Eltern ist. Statt das Geld für sich auszugeben, will die 30-Jährige es aber größtenteils der Gesellschaft zurückgeben.
Sie hat keine großen Probleme damit, über Geld zu reden – obwohl sie als Mitglied eines erfolgreichen Familienunternehmens sehr wohlhabend ist. "Wir Vermögenden kapseln uns viel zu viel ab, indem wir nicht darüber reden, dass wir vermögend sind", sagt die 30-Jährige.
"Wenn ich signalisiere: Ich bin offen darüber zu reden, ich fühle mich nicht als besserer Mensch als mein Gegenüber – dann kann das Gespräch ganz normal weiterlaufen."
Auch wenn sie nie eine große Sache aus dem Vermögen ihrer Familie gemacht hat, wurde Christina in ihrer Schulzeit oft gefragt, ob ihre Eltern "Bonzen" sind. "Dann habe ich gesagt: Bonzen sind chinesische Verwaltungsbeamte", kontert die 30-Jährige. "Denn daher kommt das Wort ursprünglich." Damit war das Gespräch dann meist schnell beendet, erinnert sich Christina.
Ihre Familie hat Christina schon als Jugendliche darauf vorbereitet, dass sie später über viel Geld verfügen wird und deswegen auch theoretisch nie arbeiten muss. "Das hat mich wahnsinnig verunsichert. Zu der Zeit haben wir in der Schule Berufsorientierungsseminare gemacht. Ich saß da und dachte mir: Ich kann alles machen, was ich will – oder ich kann es auch einfach lassen", erzählt sie.
Christina wusste nicht recht, wie sie sich mit Mitschülerinnen unterhalten sollte, die darauf angewiesen waren, einen guten Studienplatz zu bekommen.
Christina Hansen will ihr Vermögen nicht für sich behalten
Mit 18 Jahren spendete sie einen fünfstelligen Betrag an eine soziale Stiftung, weil sie mit ihrem Vermögen anderen Menschen helfen will. Ihre Motivation dahinter: Sie hat das Geld nicht selbst erarbeitet und ihrer Meinung nach deshalb nicht das Recht, es für sich selbst auszugeben.
"Ich habe auch Verwandte, die für ihr Vermögen sehr viel gearbeitet haben", sagt Christina. "Ich hatte einfach nur Riesenglück, in die richtige Familie geboren zu werden – deshalb kann ich es mir nicht erlauben, das einfach für mich zu verprassen."
Der Entscheidungsprozess, wohin genau ihr Vermögen fließt, ist für Christina bis heute noch nicht beendet. Sie ist noch dabei, die Frage für sich zu beantworten, wo sie mit ihrem Geld die meiste Wirkung erzielen kann.
"Ich bin nach wie vor auf der Suche nach der Richtung, die genau für mich passt und wo ich am meisten ausrichten kann."
Neben ihrem Studium jobbt Christina auch in der örtlichen Metzgerei. Sie lebt in einem Dorf mit 15.000 Einwohnern – alles andere als ein exzentrisches Millionärsleben. Den Umkreis, in dem sie sich bewegt, bezeichnet Christina als "Mittelschicht-Blase". Dort ist Christina mit Ausnahme ihrer Familie der reichste Mensch.
Wenn Menschen Bescheid wissen, wie viel Geld Christina hat und wie sie es plant, auszugeben, sind sie meistens "anerkennend", so die 30-Jährige. Nur einmal habe jemand zu ihr gesagt, dass es ihn störe, wenn sie das Geld nicht für ihre eigenen Zwecke ausgebe.
Sollten Millionäre mehr Steuern zahlen?
Christina hat den offenen Brief "Millionaires for Humanity" unterschrieben, in dem Reiche fordern, das Millionärinnen und Millionäre stärker besteuert werden. Insgesamt haben den Brief bislang etwa 90 wohlhabende Menschen aus sieben Ländern unterzeichnet.
Sich wünschen, dass das Geld nicht da wäre, hat Christina aber noch nie gemacht – denn dann hätte es womöglich jemand, der es nicht für gemeinnützige Zwecke ausgeben würde, sagt sie. "Von mir kann ich zumindest sagen: Ich mache mir Gedanken darüber und versuche, das Geld so gut wie möglich einzusetzen."
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