• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Ein Haus oder eine Wohnung in einer deutschen Großstadt bauen? Für die meisten unerschwinglich. Eine billigere Alternative kommt aus den Niederlanden: ein Pilotprojekt in Eindhoven mit gleich fünf Mietshäusern, die komplett aus dem 3-D-Drucker kommen. Das ist eine Weltpremiere.

Die Häuser des niederländischen Project Milestone sehen ziemlich speziell aus, wie große eierförmige Steine: abgerundete Ecken, ein paar stehen eher hochkant wie Hinkelsteine, andere sind flach. 

Dieser Look ist möglich, weil die Häuser anders hergestellt werden als ein normales rechtwinkliges Haus, egal ob gemauert oder aus Fertigbeton-Teilen zusammengesetzt. Die niederländischen Häuser werden komplett von einem Roboterarm gespritzt.

Fertigungshalle des Eindhovener Projekt Milestone
Roboterarm spritzt Grundriss eines Hauses

Eine Art überdimensionale Zahnpastatube ist mit einem speziellen Zement gefüllt und mit dem Roboterarm verbunden. Der beginnt, auf den Boden einen großen Kreis aus Zement zu spritzen. Auf die erste Lage wird ein zweiter Zementkreis gespritzt und immer so weiter, bis das Haus hochgezogen ist. Weil der Spezialzement eine sehr cremige Konsistenz hat, kann der Roboterarm jede statisch mögliche Form spritzen.

"Das Motto der Entwickler: Wir spritzen dir dein Haus, so wie es dir gefällt - so Pipi-Langstrumpf-mäßig eben."
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova

Das Verfahren für die nach eigenen Angaben ersten kommerziell entwickelten 3-D-Mietshäusern der Welt hat die niederländische Firma Van Wijnen zusammen mit Forschern der Eindhoven University of Technology entwickelt. Sie haben sich für die besondere Eier-Form entschieden, weil sie zeigen wollten, dass sie dank ihrer Technik die konventionellen Grenzen des Hausdesigns hinter sich lassen können. 

Weiterer Vorteil des Verfahrens: Die Project-Milestone-Entwickler sagen, die Konsistenz des Zements und die Präzision des Druckers machten es möglich, nur so viel Zement zu nutzen, wie wirklich gebraucht wird. Das macht die 3-D-Druck-Methode nachhaltiger und kostengünstiger als klassische Bauweisen, sagen die Entwickler.

Betonwand entsteht aus dem 3D-Drucker
Betonwand wie aus der Sahne-Spritzpistole

Die Konstruktion der Häuser im neuen Stadtteil Eindhoven Bosrijk beginnt noch dieses Jahr, und zwar mit dem Bau eines einstöckigen Bungalows mit drei Zimmern. Die Erkenntnisse, die die Baufirma und die Uni dabei gewinnen, fließen dann in ein zweistöckiges Haus ein. Das fünfte und letzte Haus soll dann sogar drei Stockwerke haben.  Alle fünf Häuser sollen bereits im nächsten Jahr auf dem Markt sein. 

3-D-Häuser werden bald Standard sein

Die Mieter sind auch schon gefunden: In der Woche nach den ersten Medienberichten haben sich bereits 20 Familien gemeldet, die unbedingt in Bosrijk wohnen wollen. Die Kosten sind bisher noch nicht bekannt, aber in Russland wurde vorletztes Jahr auch ein 40 Quadratmeter großes 3-D-Haus ausgedruckt, das nur 10.000 Dollar gekostet hat. 

Rudy van Gurp, der Manager der Konstruktionsfirma Van Wijnen glaubt jedenfalls, dass solche Häuser aus dem 3-D-Drucker in den nächsten fünf Jahren zum Mainstream gehören werden. 

Shownotes
Wohnen
Mietshäuser aus dem 3-D-Drucker
vom 11. Juni 2018
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova