Der WWF hat eine neue Studie herausgegeben, in der der Biodiversitäts-Fußabdruck in Bezug auf unsere Ernährung genauer untersucht wird. Auf Fleisch und Milchprodukte sollten wir eher verzichten – und stattdessen mehr Hülsenfrüchte essen.
Die Produktion von Lebensmitteln – egal ob wir Felder bestellen, Tiere halten oder Gemüseplantagen anlegen – ist immer ein Eingriff in die Natur. Mit der neuen Studie wurde untersucht, inwiefern sich unsere Ernährung auf die Artenvielfalt auswirkt. Es geht dabei einerseits um Lebensräume von bedrohten Arten, wie zum Beispiel Biene oder Feldlerche. "Wie wir essen ist für 70 Prozent des Verlusts der Arten an Land verantwortlich", sagt Jule Reimer aus der Dlf-Umweltredaktion, die sich die Studie für uns genauer angesehen hat. Und nicht nur das, es geht auch darum, dass bei der Nahrungsmittelproduktion viel CO2 freigesetzt wird.
"Wir wissen bei der Klimaerwärmung, dass die Produktion und der Konsum von Nahrungsmitteln ungefähr 30 Prozent der Treibhausgasemissionen bewirkt."
Fleisch, Milch, Käse – das ist ja eine Veredelung. Das Tier muss durchgefüttert werden. Und abgesehen davon grasen dann die Viecher teilweise auf entwaldeten Viehweiden“, erklärt Jule Reimer. Für das Futtergetreide – zum Beispiel Soja, Weizen oder Mais – benötigen Landwirt*innen große Flächen, Monokulturen, die keinen Platz etwa für die Feldlerche lassen. "Da wird viel Dünger rein gegeben. Das ist nicht gut für die Bodenorganismen. Es ist außerdem energieintensiv, und Herbizide und Insektizide werden da eingesetzt. Die schädigen dann die Biene und andere Arten“, so Reimer.
Erbsen, Bohnen, Linsen liefern viele Proteine
Der WWF empfiehlt deswegen, auf der einen Seite den Konsum von Fleisch und Zucker zu halbieren und auch weniger Milchprodukte zu essen. Und auf der anderen Seite den Konsum von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen zu verdoppeln. "Hülsenfrüchte wie Erbsen und Bohnen sind viel genügsamer im Anbau. Da kann man mit viel weniger Fläche viel mehr Leute sattbekommen als zum Beispiel mit Weizen. Und die enthalten jede Menge wichtige Proteine und Vitamine", sagt Jule Reimer.
"Die Empfehlung ist, den Konsum von Fleisch und Zucker zu halbieren, weniger Milchprodukte zu essen. Und den Konsum von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen zu verdoppeln."
Wenn wir uns flexitarisch ernähren, also nur gelegentlich Fleisch verzehren, dann – so die Studienautoren – könnte das unseren Biodiversitäts-Fußabdruck um 18 Prozent verkleinern. Bei vegetarischer Ernährung würde der Fußabdruck fast halbiert. Und bei veganer Ernährung sei es ähnlich wie bei Vegetariern. "Veganes Essen ist noch wirksamer. Aber der Unterschied ist gar nicht so groß. Da war ich ein bisschen erstaunt", sagt Jule Reimer.
Vor allem kommt es auch auf den Zustand der Ökoregionen an, aus der die Lebensmittel stammen, die wir konsumieren. Es macht etwa einen Riesenunterschied, ob dafür ein Urwald abgehackt wurde oder ein gepflanzter Fichtenwald.
"Spitzenreiter im Ranking ist die Belastung mit Soja."
Speziell in Deutschland könnten wir viel bewirken, wenn die Menschen hier weniger Fleisch essen würden. "Weil wir ganz viel Fleisch produzieren, also vegetarisch und vegan, ist in Deutschland aus unserer Konsumperspektive besonders entlastend für die Artenvielfalt“, so unsere Umweltredakteurin. 80 Prozent der Ackerfläche in Deutschland werden nicht mit Getreide für Brot bewachsen, sondern der Großteil wird für Futtermittel genutzt, weil wir Schweinefleisch für den Weltmarkt produzieren.
Dinge, auf die wir eher verzichten sollten:
- weniger Fleisch
- weniger Milchprodukte
- Erdbeeren aus Spanien im Frühjahr
- Palmöl in verarbeiteten Lebensmitteln – das hat dann Auswirkungen in Malaysia und Indonesien.
Der WWF fordert außerdem eine Neuausrichtung der Lebensmittel-Besteuerung, die sich nach der Nachhaltigkeit richtet. Der WWF schlägt vor, Obst, Gemüse oder Hülsenfrüchte – also das, was die Artenvielfalt stärkt – weniger oder gar nicht mehr zu besteuern. "Und sie sagen vor allen Dingen, es wäre völlig falsch, jetzt die Agrarwende zu verschieben, weil die Weizenlieferungen aus der Ukraine und Russland möglicherweise ausfallen", so Jule Reimer. Wenn wir jetzt beginnen, Brachflächen für Intensivlandwirtschaft zu nutzen, würde das der Artenvielfalt noch mehr schaden.