Unter Stress üben viele Druck auf ihre Zähne aus – und merken das oft nicht. Zähneknirschen oder Zähnepressen passiert am Tag und auch in der Nacht. Um die Zähne zu schützen, raten Fachleute zur Zahnschiene.

Der Nacken ist steif, im Gesicht fühlt es sich nach Muskelkater an oder der Kiefer schmerzt: Das können Anzeichen für Zähneknirschen beziehungsweise das Aufeinanderpressen der Zähne sein. In der Fachsprache auch Bruxismus genannt.

Besonders häufig kommt das bei 20- bis 30-Jährigen vor, erklärt Ingrid Peroz vom Institut für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin. Im Alter, ab etwa 50 Jahren, nimmt das Zähneknirschen- und pressen eher wieder ab.

Mehr Biss unter Stress

Zu den Hauptursachen von Bruxismus zählen Stress und Angstzustände. Sind wir angespannt, weil wir zum Beispiel beruflich durchstarten wollen, Kummer in der Liebe haben oder der Unialltag zu viel wird, kann sich das an unseren Zähnen zeigen. Die sind dann abgerieben, haben eine andere Form oder Füllungen fallen raus.

Oft fällt uns das bewusst aber nicht auf, dass wir unsere Kiefer zusammenpressen oder aufeinanderreiben. Bei etwa 20 bis 30 Prozent der Menschen kommt das tagsüber vor, so Ingrid Peroz. Weniger verbreitet ist der Schlaf-Bruxismus: Hier gehen Fachleute von 10 bis 20 Prozent aus.

"Eine Möglichkeit, das zu merken, ist, wenn ein Schlafpartner einem sagt, dass man nachts aktiv war oder dass man morgens aufwacht und dann feststellt: 'Ich kriege meinen Mund kaum auf. Das fühlt sich so steif an'."
Ingrid Peroz, Institut für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin

Und die Corona-Pandemie kann das zusätzlich befeuern. Eine aktuelle Untersuchung der Tel Aviv University zeigt, dass die Bruxismus-Symptome während des ersten Lockdowns in Israel tendenziell zugenommen haben. Das Zähnepressen am Tag stieg von 17 auf 32 Prozent an. Das nächtliche Zähneknirschen konnten die Forschenden bei 36 Prozent der Studienteilnehmenden feststellen, vorher waren es 10 Prozent.

Tagsüber mehr Druck auf den Zähnen

Bruxismus am Tag zeigt sich etwa dann, wenn wir unsere Wangen einsaugen, mit der Zunge gegen die Zähen drücken oder die Zähne aufeinanderlegen, erklärt die Zahnforscherin. In der Nacht knirschen Menschen eher mit den Zähnen oder pressen sie aufeinander.

Sind wir entspannt und ruhig, berühren sich die Zähne hingegen nicht, sagt sie. Dann hängt der Unterkiefer ein Stück weit locker herunter, so dass zwischen den Zähnen ein Freiraum ist.

"Wenn Patienten sehr stark mit den Zähnen arbeiten, dann hat man manchmal ein dickeres Muskelpaket am Kiefergelenk."
Ingrid Peroz, Institut für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin

Ob ihr mit den Zähnen knirscht oder sie zusammenpresst, solltet ihr von eurem Zahnarzt, einer Kieferorthopädin oder dem Hausarzt untersuchen lassen. Bislang fehlt es aber an einer konkreten Behandlung der Ursache von Bruxismus, so Ingrid Peroz. Deshalb gehe es momentan darum, die Symptome zu therapieren. Der einfachste Weg dafür ist eine Schiene, die beim Zahnarztbesuch angefertigt wird und die Zähne schützt. Muskelmassagen und Lockerungsübungen für den Kiefer können zusätzlich helfen.

Zahnschiene und Stressabbau

Gleichzeitig können Patientinnen und Patienten daran arbeiten, Stress abzubauen: Meditation, autogenes Training oder Achtsamkeitstraining sind mögliche Ansätze. Man sollte das machen, was einem am meisten liegt, sagt Marina Fuhrmann, Vorsitzende des Verbands der Osteopathen und Osteopathie-Professorin an der Hochschule Fresenius.

Faszientraining könne neben einer professionellen Behandlung auch unterstützend wirken. Ähnlich wie die Osteopathie geht es dann um den Ansatz, den Körper als Ganzes zu betrachten und durch Faszienübungen auch für Entspannung im Kiefergelenk zu sorgen.

Shownotes
Folge von Stress
Bruxismus: Wenn wir mit den Zähnen knirschen
vom 16. Januar 2021
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartnerin: 
Ingrid Peroz,Institut für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Charité Berlin
Gesprächspartnerin: 
Marina Fuhrmann, Vorsitzende des Verbands der Osteopathen und Osteopathie-Professorin an der Hochschule Fresenius