Vor zehn Jahren war auch in Deutschland klar: Die Finanzkrise betrifft uns. Am 30. Juli 2007 gab die Düsseldorfer IKB bekannt, ernsthafte Probleme zu haben.

Was war passiert? Der Finanz- und Immobilienmarkt in den USA steckt zu dieser Zeit in einer tiefen Krise – die schien weit weg. Doch die Deutsche Industriebank (IKB) hatte viele Kredite aus den USA. Damit war sie nicht die einzige Bank in Deutschland, aber eine relativ kleine, die infolge der faulen Kredite, die ihr als Top-Investition verkauft wurden, in die Zahlungsunfähigkeit abrutschte. Die ersten Rettungsaktionen mit der KfW-Bank wurden unternommen. Danach folgten noch etliche Banken und Rettungsaktionen europaweit.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel fühlte sich genötigt, 2008 zu sagen: "Die Spareinlagen sind sicher." Alarmstufe rot für alle mit Sparkonten. Allein Deutschland hat 230 Milliarden Euro in unser Bankensystem gepumpt, um die Geldinstitute zu stützen und damit die Spareinlagen zu retten. Geld, das aus Steuermitteln, also durch uns, bereit gestellt wurde. 

Auswirkungen der Finanzkrise bis heute

Mit den vielen Milliarden Euro konnte der Zusammenbruch des Bankensystems abgewendet werden. Aber noch immer zahlen wir drauf: Nicht nur, dass mit Steuergeldern die Bankenrettung finanziert wurde, die Zinsen sind seitdem auf Null gesunken. Für unsere Spareinlagen bekommen wir so gut wie nichts mehr. Von den niedrigen Zinsen profitieren diejenigen, die sich eine Wohnung kaufen oder ein Haus bauen können.

Die private Altersvorsorge wie private Renten- oder Kapitallebensversicherung bringt aufgrund der niedrigen Zinsen längst nicht mehr das, was sie früher versprochen hatte. Später, im Alter, werden wir das bitter zu spüren bekommen, sagt Jörg Brunsmann.

"Die Gründe, warum es die Krise damals gegeben hat, warum die so groß geworden ist, die sind nicht weg."
Jörg Brunsmann, Deutschlandfunk Nova-Wirtschaftsexperte

Die Gründe, die zu dieser tiefen Finanzkrise vor zehn Jahren geführt haben, sind: Gier und mangelnde Bankenkontrolle. Die Banken sind immer noch gierig und das werden sie auch bleiben, sagt Jörg Brunsmann. 

In Bezug auf die Kontrolle der Banken hat sich wenig getan, resümiert der Deutschlandfunk Nova-Wirtschaftsexperte. "Wir reden seit Jahren über eine Fiananzmarkttransaktionssteuer, eine Steuer auf den Aktienhandel." Nach Meinung von Jörg Brunsmann würde diese Steuer den Spekulanten das Leben schwerer, aber das Finanz- und Währungssystem wahrscheinlich besser machen. Aber: "Seit Jahren wird geredet, passiert ist nichts", sagt Jörg Brunsmann.

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Die Staaten haben sich zu ein paar Sicherungsnetzen durchgerungen, sagt Jörg Brunsmann: Die Banken müssen sich selbst besser absichern und mehr Eigenkaptial haben, es gibt Regeln für die Abwicklung von Banken. Bis diese Regeln eingeführt wurden, war ein Bankenzusammenbruch ein Horrorszenario. Allerdings, so Jörg Brunsmann, weiß bislang noch keiner, ob diese Regeln überhaupt funktionieren. 

Das einzige was sicher ist: Genau so, wie sich die Krise vor zehn Jahren entwickelte, wird sie sich nicht mehr wiederholen. Aber dass es wieder zu einer Finanzkrise kommen kann, ist nicht ausgeschlossen. Wissenschaftler und Experten wie "Dr. Doom" warnen bereits.

Mehr über die Finanzkrise:

Shownotes
Zehn Jahre Finanzkrise
Ursachen der Krise bestehen immer noch
vom 28. Juli 2017
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Jörg Brunsmann, Deutschlandfunk Nova-Wirtschaftsexperte