Gerichte bestätigen: Tabakunternehmen dürfen nicht auf ihrer eigenen Webseite für Zigaretten werben. Plakate in Innenstädten bleiben aber weiterhin erlaubt. Die Politik will es so.

Der Zigarettenhersteller Pöschl Tabak aus Niederbayern hat ein Bild auf seiner Internetseite gezeigt – und zwar auf der Startseite, noch bevor das Alter der Besucher abgefragt wird. Auf dem Bild zu sehen: Eine attraktive blonde Frau mit Zigarette, daneben ein stylischer Typ im Anzug, der Rauchschwaden auspustet.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat dieses Bild als unzulässige Zigarettenwerbung angesehen und dagegen geklagt. Das Landgericht Landshut und das Oberlandesgericht München haben der Klage Recht gegeben mit der Begründung, das Bild sei mehr als eine Darstellung des Unternehmens gewesen, sondern eher "indirekte Werbung". Und Werbung für Zigaretten ist in Deutschland in Zeitschriften, Zeitungen und im Internet verboten - auch auf den Webseiten der Unternehmen selbst.

Deutschland ist neben Bulgarien das einzige EU-Land, das Außenwerbung für Tabakprodukte erlaubt

Vor dem Hintergrund der Werbeverbote in Zeitungen und im Netz sowie der Schockbilder auf Zigarettenpackungen könnte der Eindruck entstehen, Deutschland versucht, den Zigarettenkonsum rigoros zu reduzieren. Nur: Deutschland ist neben Bulgarien das einzige Land in der gesamten EU, in dem die Außenwerbung für Tabakprodukte noch erlaubt ist.

Auch im Kino dürfen Tabakkonzerne noch werben, sogar bei Filmen unter 18. Und in die sogenannte Direktpromotion bei Festivals fließt inzwischen der größte Anteil der Werbeetats der Tabakkonzerne.

"Das strenge Tabakwerbeverbot wird im Bundestag ständig verschleppt", sagt Sandra Pfister, "und diese Blockade ist ein Erfolg der Tabaklobby, die in Berlin bestens vernetzt ist." Laut Süddeutscher Zeitung hat allein Philip Morris zwischen 2010 und 2015 mehr als eine halbe Million Euro an Sponsoring an CDU, SPD und FDP gezahlt.

"Zigarettenwerbung in Innenstädten: Da sind zum Beispiel Engländer ziemlich geschockt, wenn sie sehen, dass man bei uns noch so wuchtig für legale Drogen werben kann."
Sandra Pfister, Deutschlandfunk Nova

Inwiefern das Verbot von Werbung zu weniger Rauchern führt, ist schwierig nachzuweisen. Fest steht: Weltweit sinkt der Anteil der Raucher an der Gesamtbevölkerung seit 20 Jahren deutlich. Auch, weil viele Länder das Rauchen stark bekämpfen.

Prinzipiell gilt diese Tendenz auch für Deutschland. Vor 20 Jahren hat noch fast jeder dritte Deutsche geraucht, jetzt noch jeder Vierte. Aber: Deutschland gehört weltweit trotzdem noch zu den Ländern mit den prozentual meisten Rauchern.

Shownotes
Klage
Zigarettenwerbung: Im Netz verboten, auf Plakaten erlaubt
vom 05. Oktober 2017
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Sandra Pfister, Deutschlandfunk Nova