Schon wieder eine Videokonferenz... Die Konzentration lässt nach, wir werden ungeduldig und reizbar, die Augen sind trocken, Kopf und Rücken schmerzen, und der grelle Bildschirm nervt einfach nur noch. Wer das kennt, leidet vermutlich unter der sogenannten Zoom-Fatigue.

Eines haben wir in den letzten Monaten ganz sicher gelernt: How-to-Videocall. Wen diese beruflichen und auch privaten Videokonferenzen langsam so richtig nerven, der ist nicht allein damit. "Zoom-Fatigue" heißt diese Erschöpfung durch zu viele virtuelle Meetings über Zoom, Skype, Teams oder andere Anbieter. Dieses Phänomen wurde bereits in einigen Studien und Umfragen wissenschaftlich untersucht.

Reize sind schwerer zu verarbeiten

Dabei ist die Zoom-Fatigue gar nicht neu. Während der Corona-Pandemie und der Lockdowns betrifft sie aktuell aber deutlich mehr Menschen als in den letzten Jahren. Dass wir gerade weniger rauskommen und seltener andere Menschen treffen, verschärft das Phänomen zusätzlich.

Unserem Gehirn fehlen neue Reize. Es fällt ihm dadurch schwerer, neue Informationen zu verarbeiten. Das Gehirn hängt sozusagen im Alltag fest, was die Aufnahmekapazität in Videokonferenzen wohl nochmals erschwert, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Klaus Jansen.

"Unser Hirn hängt sozusagen im Alltag fest. Das scheint Video-Konferenzen und alles, was wir draus ziehen können, noch mal zu erschweren."
Klaus Jansen, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Eine Studie der Universität Kalifornien Santa Barbara führt noch einen weiteren Grund an, warum uns Videokonferenzen mehr schlauchen als Konferenzen vor Ort: Uns fehlen die echten Menschen. Allein der Umstand, dass wir uns nur mit einem platten Bild, bestehend aus mitunter nur einer Person, einem Hintergrund und Technik unterhalten, fordert eine Menge geistiger Anstrengung. So lässt sich das schnelle Ermüden auch erklären.

Große Bildschirme statt Smartphones

Alle Forschenden raten deshalb dazu, die Videokonferenz auf einem möglichst großen Bildschirm zu verfolgen anstatt nur auf dem Smartphone. Damit kann man zumindest die Mimik der anderen Teilnehmenden besser erkennen. Die trockenen Augen, die wir durch weniger Blinzeln bekommen, lassen sich dadurch allerdings noch nicht vermeiden. Denn obwohl es die Technologie schon einige Jahre gibt, haben sich unsere Augen immer noch nicht ganz daran gewöhnt.

"Lieber ein möglichst großes Bild angucken. Also einen großen Monitor, nicht das Smartphone. Das macht es zumindest schon mal etwas besser, wenn du die Mimik besser erkennst."
Klaus Jansen, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Wer die Möglichkeit hat, während der Konferenz ab und zu aufzustehen und auch mal ein wenig im Raum herumzulaufen oder vielleicht sogar rauszugehen, kann damit auch etwas gegen die Zoom-Fatigue tun.

Am allerbesten ist es allerdings, wenn die Konferenzen einfach nicht so lange dauern. So kann man sich zwischendurch immer wieder erholen. Die Forschenden sehen die Erholung im Home Office sogar als noch wichtiger an als im normalen Arbeitsalltag, da unser Gehirn noch dringender auf frische Eindrücke angewiesen sei.

"Erholung scheint sogar noch wichtiger zu sein als sonst schon, bei einem normalen Arbeitstag ohne Home Office. Unser Gehirn mag einfach frische Eindrücke aus der wirklichen Welt."
Klaus Jansen, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Geduld, Geduld, Geduld

Und da wäre noch die Sache mit der Geduld. Die Forschenden raten dazu, dass wir versuchen sollten, zu unseren Kolleginnen und Kollegen etwas netter zu sein. Denn häufig kommen diese via Videocall unfreundlicher und nerviger rüber als sie es eigentlich meinen. Probleme beim Ton, beim Log-in oder auch eine verzögerte Übertragung lassen Menschen oft unsympathischer und inkompetenter wirken als sie es tatsächlich sind.

Shownotes
Home Office
Zoom-Fatigue: Videocalls erschöpfen Körper und Geist
vom 30. November 2020
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartner: 
Klaus Jansen, Deutschlandfunk Nova