Neben der Parkbank, auf öffentlichen Plätzen, oder in Mülltonnen – überall stapeln sich in diesem Sommer Pizzakartons. Kein Wunder, denn seit der Corona-Pandemie verbrauchen wir deutlich mehr To-go-Verpackungen. In Nürnberg ist die Pizzakarton-Flut zum Symbol der wachsenden Müllberge geworden – in anderen Großstädten schaut es ähnlich aus.
In Leipzig quillen seit Beginn der Corona-Pandemie die Papierkörbe in Parks mit To-go-Verpackungen über. An der Isar in München gibt es Sonderleerungen. In Hamburg holt die Stadtreinigung den Müll mittlerweile zwei bis drei Mal pro Tag ab. Der Müll im öffentlichen Raum steigt in deutschen Großstädten an – vor allem der Verpackungsmüll, sagt Ilka Knigge, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin.
Die Flut der Pizzakartons
Besonders beliebt bei allen Auswärtsessern: Pizzakartons. Laut Deutscher Umwelthilfe werden in Deutschland pro Jahr 435 Millionen Pizzakartons verbraucht. Das sind 50.000 Tonnen Pappkarton, der in oder neben Mülleimern landet. Recycelt werden die Pizzaboxen in den meisten Fällen nicht, sagt Ilka Knigge. Wegen Käseresten und Knoblauchöl sind die Kartons für den Papiermüll ungeeignet.
Beim Altpapierrecycling werden die Papierfasern mit Wasser aufgeweicht. Da Öl und Wasser sich nicht mischen, schwimmt das Öl mit den Papierfasern an der Wasseroberfläche – und das schränke die Qualität des Papiers ein, erklärt Ilka Knigge. Ein Großteil der Pizzakartons landet deshalb auf dem Restmüll und wird verbrannt.
"Die Stadtreinigungen in den Großstädten haben in der Corona-Hochphase bemerkt, dass es mehr Müll durch Verpackungen im öffentlichen Raum gab."
Mehrweg-Pizzabehälter anstatt Pizzakartons
Wegen dem stark anwachsenden Verpackungsmüll fordert die Deutsche Umwelthilfe eine verbindliche Mehrwegquote. Ideen, wie die Pizza umweltfreundlicher transportiert werden könnte, gibt es auch schon, sagt Ilka Knigge. Antonio Furnari ist Pizzabäcker aus Greven. In seinem Laden verzichten immer mehr KundInnen auf die Kartons, erzählt er. Sie bringen kurzerhand ihren eigenen Teller mit.
"Gäste bringen vermehrt schon einen Pizzateller mit, weil sie sagen: Dann nehmen wir die Pizza auf dem Teller mit nach Hause."
Vorreiter bei Mehrweg-Pizzabehältern ist aber eine kleine Stadt in Ostwestfalen. In Herford gibt es eine Mehrwegverpackung, die sich "Pizzabow" nennt. Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe ist begeistert von dem Pfandsystem, das genauso funktioniere wie bei wiederverwendbaren Coffee-to-go-Bechern. Wer eine Pizza auswärts essen will, zahlt für die Kunststoffbox ein Pfand und bekommt das Geld wieder, sobald er oder sie die Verpackung zurück gibt.
"Die Mehrwegverpackung besteht aus Kunststoff. Auf die wird ein Pfand bezahlt und dann kann man die Pizza genießen."
Ökologische Alternativen teuer
Antonio Furnari ist skeptisch, ob sich die Mehrweglösungen gegen Pizzakartons durchsetzen könnten. Die Kundinnen und Kunden in Deutschland mögen Gemütlichkeit, sagt er, trotzdem seien Alternativen bei den Pizzabäckern durchaus ein Thema. Es gebe bereits Herstellerinnen, die ökologische Verpackungen anbieten. Die Kosten seien für kleine Läden aber noch zu hoch. Denn die Kunden und Kundinnen wären meist nicht bereit 1,50 Euro mehr für eine umweltfreundlichere Pizzabox zu zahlen.
"Es gibt schon Hersteller, die bieten so ökologische Verpackungen mittlerweile an, nur zu einem Preis, der für uns nicht umsetzbar ist."
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