"Lass das Auto doch stehn – und fahr mit der Bahn!" Die Idee ist gut, doch leider ist der Personenverkehr auf der Schiene noch nicht da, wo viele ihn gerne hätten. Wir haben ein paar Ideen gesammelt, wie die Bahn zukunftsfähiger werden könnte.

Der Klimawandel ist ein großes Thema. Mobilität und Verkehr spielen dabei eine große Rolle: Also die Frage, wie wir von A nach B kommen, ohne dass unser CO2-Abdruck zu groß wird.

Bahn ≠ Zuverlässigkeit

Das Problem: Die, die das Auto gerne stehen lassen und auf die Bahn umsteigen würden, bekommen es nicht gerade leicht gemacht: Verspätungen sind an der Tagesordnung, regelmäßig fallen Züge aus, und an viele entlegenere Orte fährt planmäßig gar kein Zug.

"Aus meiner Sicht ist es ein großes Problem, dass die Bahn ein Massentransportmittel ist."
Konstantin Köhler, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Ein paar hundert Menschen mit einem ICE jede Stunde von Hamburg nach Berlin zu transportieren, sei nicht das Problem, sagt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Konstantin Köhler. Das funktioniere ganz gut.

Bahn = Massentransportmittel

Flexibel auf unterschiedliche Anforderungen reagieren, das könne die Bahn aber eher schlecht: Im Regionalverkehr zum Beispiel sind die Züge morgens und abends brechend voll – und um die Mittagszeit quasi leer.

"An manche Orte fährt die Bahn gar nicht mehr, weil es so wenige Fahrgäste gibt - und vielleicht sind es deswegen so wenige, weil die Bahn so selten fährt."
Konstantin Köhler, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Ergebnis: Viele Menschen setzen sich aus pragmatischen Gründen am Ende doch ins Auto. Zum 1-zu-1-Ersatz fürs Auto - also "ein Transportfahrzeug, ein Fahrgast" - wird die Bahn wohl nie. Ideen, wie man die Bahn zukunftsfähig machen könnte, sind aber durchaus vorhanden. Dafür müsse sie individualisiert werden, sagt unser Netzreporter.

"RailCab" aus Paderborn

In einem Forschungsprojekt der Universität Paderborn wurde das "RailCab" entwickelt (im Bild oben rechts). Die Idee: Sehr kleine Züge für etwa 20 Leute befahren das herkömmliche Schienennetz - allerdings nicht nach Fahrplan, sondern nach Bedarf. Und sie machen auch keinen Zwischenstopp: Wer also von Köln nach Dortmund will, muss nicht in Düsseldorf halten.

Die Vorteile: ein individueller Transport auf dem bestehenden Schienensystem. Die Nachteile: Das System ist teuer, und wenn es viele Leute nutzen möchten, werden sehr viele Kleinstzüge oder Kapseln benötigt, die sich dann auf der Strecke wieder gegenseitig behindern.

"CountryCab" der Landeseisenbahn Lippe

Im Kreis Lippe wurde das "CountryCab" entwickelt, eine kreiselstabilisierte Einschienenbahn: In einer kleinen Kapsel, einer "Monocab", sitzen lediglich zwei Personen.

"Die 2-Personen-Kapseln fahren nur auf einer Schiene – und sind so schmal, dass zwei Kapseln auf demselben Gleis aneinander vorbei fahren können."
Konstantin Köhler, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Der große Vorteil: Selbst wenn eine Bahnstrecke nur aus einem Gleis besteht, können die Kapseln in beide Richtungen fahren.

Fast 6500 Kilometer stillgelegte Gleise

Die Monocabs könnten zwar keine Strecken befahren, auf denen normale Züge unterwegs sind. Doch in Deutschland gibt es fast 6500 Kilometer stillgelegte Gleise, das entspricht einem Fünftel des deutschen Schienennetzes. Warum sollte man das System dort nicht ausprobieren? Unser Netzreporter meint, einige der Strecken könnte man reaktivieren.

Ob das passiert, müssen wir abwarten. Immerhin hat die Monocab-Idee den deutschen Mobilitätspreis 2018 des Bundesverkehrsministeriums gewonnen.

Shownotes
Zukunft der Mobilität
Individualisierter Bahnverkehr – wäre schön
vom 17. September 2019
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Konstantin Köhler, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter