Die Initiative Digitalcourage hat die "Big Brother Awards" in Bielefeld verliehen und kritisiert damit dem Umgang der Preisträger mit dem Datenschutz.

Einer der Negativ-Preise ging an Hessens Innenminister Peter Beuth von der CDU. Die Begründung: Die Anschaffung der Analyse-Software von einer US-Firma, die dem Geheimdienst CIA nahestehen und nach dessen Vorgaben arbeiten soll. So erhalte das US-Unternehmen Zugang zum höchst sensiblen Datennetz der hessischen Polizei.

Auch das Portal "Zeit online" bekam einen Award - für den Einsatz von Werbetrackern, die individuell zugeschnittene Werbung im Internet ermöglichen. Kritisiert wurde auch, dass beim Projekt "Deutschland spricht" Google-Dienste genutzt wurden. Damit könnten politische Ansichten von Menschen auf Servern der USA gespeichert werden. Die "Zeit" hatte schon im Vorfeld auf den Negativ-Preis reagiert und eingeräumt, Werbetracker zu verwenden. Allerdings seien die über einen Link sichtbar. Auch könne sich die individualisierte Werbung abschalten lassen. Für "Deutschland spricht" würden keine Google-Dienste genutzt. Nur beim ersten Testlauf sei ein Dienst von Google-Apps verwendet worden, um Daten zu speichern. Eine Nutzung durch Google sei vertraglich ausgeschlossen worden.

Ein weiterer Award ging an die Firma "ancestry.com", weil sie Gendaten an die kommerzielle Pharmaforschung verkaufen soll. Bei der Aachener Firma "Precire" wurde moniert, dass ihre Sprachanalyse-Software ohne Wissen der Anrufer ihre Emotionen analysieren soll. Das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen erhielt den Negativ-Preis, weil es über eine neue Verschlüsselungstechnik im Netz Behörden ermöglichen soll, abgehörte Verbindungen zu entschlüsseln.

Der Big-Brother-Award wird seit dem Jahr 2000 jährlich vom Verein Digitalcourage gemeinsam mit weiteren Bürgerinitiativen vergeben. Eine Jury aus Menschenrechtlern, Computerexperten sowie Daten- und Verbraucherschützern wählt die jeweiligen Preisträger aus.