Wer mehr arbeitet, verdient mehr - sollte man meinen.

Steuern und Sozialabgaben sorgen aber manchmal dafür, dass zusätzliche Arbeitsstunden finanziell gar nichts bringen - und das trifft ausgerechnet diejenigen, die ohnehin nicht viel verdienen. Das ist das Fazit einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, die die Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegeben hat. Dafür verglichen die Forscher sechs Musterhaushalte und rechneten aus, wie viel nach Abzug von Steuern und anderen Abgaben von jedem verdienten Euro übrigblieb.

Mehr Einkommen = mehr Abgaben

Heraus kam, dass zum Beispiel ein allein lebender Single mit einem Jahreseinkommen von 17.000 Euro nichts davon hat, mehr zu arbeiten. Wer dagegen 75.000 Euro verdient, bei dem blieb vom dazuverdienten Euro noch gut die Hälfte übrig. Grund dafür ist unter anderem, dass bei höherem Einkommen Sozialleistungen wie Wohnungsgeld wegfallen, und dass sich Abgaben und Einkommensteuer erhöhen. In manchen Fällen zahlten Geringverdiener deshalb sogar drauf, wenn sie mehr arbeiteten. 

Vielverdiener wiederum profitieren davon, dass sie irgendwann die Obergrenzen für Steuersatz und Sozialabgaben wie Kranken- und Rentenversicherung erreichen. Die zahlen dann zwar schon prozentual vom Einkommen hohe Steuern, aber die Sozialabgaben werden so berechnet, also ob sie eigentlich ein geringeres Einkommen hätten.

Die Forscher fordern Reformen, damit sich mehr Arbeit für alle gleichermaßen lohnt.

Britta Wagner, Deutschlandfunk Nova
"Die Studienautoren haben verschiedene Reform-Vorschläge durchgespielt, zum Beispiel die Abschaffung des Soli. Das würde laut der Studie aber vor allem Vielverdiener entlasten – wäre also keine Hilfe gegen Ungerechtigkeit."