In der Linguistik gibt es die Idee, dass Sprachen eine einfachere Grammatik entwickeln, wenn sie von vielen Menschen gesprochen werden und vor allem auch von vielen Nicht-Muttersprachlern - quasi damit es die Neuen leichter haben.

Doch eine neue Studie unter Leitung eines Forschungsteams des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie zeigt: So einfach ist es wohl nicht. Das Team hat Daten von mehr als 1.300 Sprachen auf der ganzen Welt analysiert. Es hat überprüft, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der Zahl der Menschen, die eine Sprache sprechen und der Schwierigkeit der Grammatik - etwa, ob Wörter viele Vor- oder Nachsilben haben. Die Forschenden fanden keinen starken Zusammenhang. Sie folgern, dass das soziale Umfeld nicht unbedingt Einfluss auf die Komplexität einer Sprache hat.

Deutsch: Viele Sprechende, trotzdem komplex

Es gibt zwar Sprachen, bei denen der Zusammenhang passt: etwa Isländisch, das als kleine Insel-Sprache ein komplizierteres Fall-System hat als andere skandinavische Sprachen, wie etwa Schwedisch. Aber schon das Deutsche ist ein gutes Gegenbeispiel für die alte Hypothese, sagen die Forschenden. Es gibt zwar viele Nicht-Muttersprachler - trotzdem ist die deutsche Grammatik mit ihren vielen Fall-Endungen immer komplex geblieben.