Starke Kopfschmerzen sind wahrscheinlich für jemanden besser zu ertragen, wenn sie auf ein Glas zu viel am Abend zurückzuführen sind - und weniger gut, wenn ein Hirntumor die Ursache ist.

Weil sich Schmerzen oft nicht genau beziffern lassen, sind auch viele medizinischen Therapien ungenau. Heidelberger Medizin-Forschende haben eine neue Systematik entwickelt, mit der Ärztinnen und Ärzte Schmerzen bei Betroffenen besser einordnen können. Dafür haben sie in mehr als hundert bestehenden Studien recherchiert.

Kriegs-Gewinner leiden anders als Verlierer

Heraus kam, dass persönliche Umstände bei der Schmerzwahrnehmung eine große Rolle spielen. Dazu gehören etwa soziale Herkunft, kulturelle Prägungen oder auch religiöse Einstellungen. Und natürlich das auslösende Ereignis: Zum Beispiel hängt die Stärke eines schmerzbedingten Leids durch eine Kriegsverletzung mitunter davon ab, ob jemand auf der Gewinner- oder Verlierer-Seite gekämpft hat.

Definition von Leid hat sich verändert

Auch medizinhistorisch hat sich die Definition von Schmerz verändert. Vor 50 Jahren wurde er als mechanischer Prozess durch einen Gewebeschaden gesehen. Mit der neuen Systematik unterscheiden die Heidelberger Forschenden jetzt zwischen Schmerz und Leiden. Letzteres ist eine negative, komplexe und dynamische Erfahrung, die aus der Identität der Person heraus entsteht.