Es sind nicht viel mehr als ein paar rote Linien auf einem Stück Stein - aber die sind eine kleine Sensation.

In Südafrika haben Archäologen die bisher älteste abstrakte Zeichnung der Menschheit entdeckt. Sie ist etwa 73.000 Jahre alt - und damit mindestens 30.000 Jahre früher entstanden als alle vorher bekannten Zeichnungen unserer direkten Vorfahren. Gefunden wurde der Stein schon 2011 in einer Höhle in der Nähe von Kapstadt. 

Bewusst gezeichnet

Die Forscher haben aber erst später entdeckt, dass er von Menschen bewusst verziert wurde. Sie sagen, dass dafür Ockerpigment verwendet wurde und dass die einzige Möglichkeit, wie die Striche auf den Stein gekommen sind, ein angespitzter Ockerstift ist. Die Forscher können sogar bei den meisten Linien sagen, ob die von oben nach unten oder andersherum gezeichnet wurden. Alles spricht also für eine Zeichnung.

Das gesamte Kunstwerk war ursprünglich wahrscheinlich auch noch größer, gefunden wurde aber nur dieses einzelne Steinstück. Wie das gesamte Bild ausgesehen haben könnte, ist aber unklar.

Tina Kießling, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten
"Da gibt’s diese neun Linien, einige sagen, die sehen aus wie ein Hashtag, aber schon das finde ich weit hergeholt. Da auf irgendeine Bedeutung zu schließen, ist gewagt."

Immerhin wissen die Forscher jetzt mehr darüber, wann der Homo Sapiens zum Künstler wurde. Vom Neandertaler war schon bekannt, dass er vor 64.000 Jahren Höhlenmalerei kannte. Und der Homo Erectus ritzte schon vor 500.000 Jahren abstrakte Muster in Muschelschalen.

Die möglicherweise älteste menschliche Zeichnung auf einem Stein
© Craig Forster / Nature
Das Steinfragment ist nur knapp vier Zentimeter groß