28 Minuten noch bis zum Einschlag US-amerikanischer Atomraketen – das meldet das sowjetische Überwachungssystem am 26. September 1983. Fehlalarm oder tatsächlicher Angriff? Oberstleutnant Stanislaw Petrow schätzt die Situation richtig ein.

1. September 1983: Überall verbreitet sich Entsetzen über den Abschuss der koreanischen Boeing 747 bei Sachalin. Die Maschine mit 269 Personen an Bord war auf dem Weg von New York nach Seoul von der Route abgekommen und hatte versehentlich über der Insel Sachalin im pazifischen Ozean den sowjetischen Luftraum verletzt.

Sowjetische Abfangjäger feuerten daraufhin zwei Luft-Luft-Raketen vom Typ Kaliningrad K-8 ab und brachten die Maschine über der sowjetischen Insel Moneron zum Absturz. Alle 269 Personen kamen dabei ums Leben.

Der amerikanische Präsident Ronald Reagan reagiert empört und fordert, dass dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit niemals in Vergessenheit geraten dürfe. Die sowjetische Führung kontert vor dem UN-Sicherheitsrat, die Maschine sei unbeleuchtet gewesen und absichtlich in den sowjetischen Luftraum eingedrungen, um einen Spionageauftrag zu erfüllen. Die CIA sei für diese kriminelle und vor allem provokative Aktion verantwortlich.

Am 15. September 1983 entzieht die amerikanische Regierung der sowjetischen Fluggesellschaft Aeroflot die Überflugrechte über die USA und die Start- und Landegenehmigungen für sämtliche US-amerikanischen Flughäfen.

Vermeintlicher Atomraketen-Einschlag in 28 Minuten

Elf Tage später schiebt Oberstleutnant Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow unweit von Moskau in einem kleinen Städtchen namens Serpucho-15 seinen Dienst. Kurz vor Mitternacht melden die Computer den Abschuss von amerikanischen Atomraketen, die innerhalb von 28 Minuten die Sowjetunion erreichen sollen.

Petrow schätzt Fehlalarm richtig ein und handelt besonnen

Stanislaw Petrow muss einen Alarm und damit eine atomare Antwort der Sowjetunion auslösen. Aber er glaubt an eine Fehlfunktion der Überwachungssysteme und wartet, bis Bodenradarstationen die Raketen erkennen. Aber sie erkennen nichts, der Alarm war ein Fehler im System und die Welt hat diesen 26. September 1983 überstanden.

Ihr hört in "Eine Stunde History":

  • Die Journalistin Ingeborg Jacobs hat eine Biografie über Stanislaw Petrow geschrieben und beschreibt den Mann, der den Dritten Weltkrieg verhindert hat.
  • Der Historiker Bernd Greiner schildert die Lage im Kalten Krieg Anfang der 1980er Jahre.
  • Der Friedensforscher Christopher Daase beschreibt, wie es um die gegenseitige Kontrolle der Atomwaffen in der Welt steht.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld erinnert an einige Ereignisse im Kalten Krieg, die die Welt mitunter an den Rand einer Konfrontation von Ost und West gebracht hat.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Veronika von Borries schildert den dramatischen 26. September 1983, als Stanislaw Petrow den Alarmknopf nicht drückte.
Shownotes
Nuklear-Fehlalarm von 1983
Stanislaw Petrow verhindert den atomaren Dritten Weltkrieg
vom 22. September 2023
Moderation: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Die Journalistin Ingeborg Jacobs über Stanislaw Petrow
  • Der Historiker Bernd Greiner zum Kalten Krieg Anfang der 1980er Jahre
  • Der Friedensforscher Christopher Daase über Atomwaffen weltweit