Der "Sputnik" war vor 60 Jahren das erste vom Menschen ins All geschickte Objekt. Heute hat man das größte Interesse an der Raumfahrt verloren. Wir könnten nicht einmal einen Menschen zum Mond schicken, sagt Harald Lesch.

Heute vor 60 Jahren, am 4. Oktober 1957, gelangte mit "Sputnik" der erste künstliche Satellit in den Orbit. In den 60er-Jahren absolvierte die USA das Mondfahrprogramm, 1969 gelang die erste Mondlandung eines Menschen.

Und heute?

"Wir sind im Vergleich zu den 60er-Jahren technisch zurückgefallen", sagt Harald Lesch, Professor für Astrophysik an der Universität München. So gibt es zum Beispiel weltweit keine Rakete, die einen Menschen zum Mond, geschweige denn zum Mars befördern könnte. Deshalb sieht Lesch Ankündigungen, Menschen zum Mars zu bringen, zurzeit auch eher als PR. "Keine raumfahrende Nation hat irgendetwas vorzuweisen."

"So lange nicht bewiesen ist, dass wir Menschen sicher zum Mond und wieder zurückbringen, können wir von einer Mars-Mission nicht mal träumen."
Harald Lesch, Astrophysiker

Russland und die USA haben kürzlich angekündigt, gemeinsam eine Mond-Station bauen zu wollen - "Deep Space Gateway" heißt das Projekt. Nun klingt der Mond als Ziel weniger ambitioniert als der Mars. Die beteiligten Länder hätten sich für den Mond entschieden, weil es einfacher ist, ihn zu erreichen, sagt Harald Lesch.

Zurzeit könnten selbst die US-Amerikaner nicht einmal die damalige Mond-Rakete Saturn V nachbauen - von einer Neuentwicklung einmal abgesehen. Techniken von damals sind nicht mehr verfügbar, Pläne unvollständig. Auch ist man heute weit entfernt von der Anzahl der Ingenieure, die die Saturn V gebaut haben.

Kein Antrieb in Sicht

Harald Lesch sieht bei keiner raumfahrenden Nation ausreichende Möglichkeiten, bald einen Antrieb zu bauen, der die nötigen Kriterien erfüllt. Erst, wenn das gemacht wurde, ließe sich über eine Mars-Mission überhaupt nachdenken.

Shownotes
Raumfahrt heute
In den 60er-Jahren waren wir technisch weiter
vom 04. Oktober 2017
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Prof. Harald Lesch, Astrophysiker Universität München