Auf ihrem Novembercover hat das Modemagazin Grazia die natürlich krause Frisur der Schauspielerin Lupita Nyongo’o einfach wegretuschiert.

"Es gibt wenig schwarze Frauen, die ihre Afrohaare natürlich tragen", weiß Deutschlandfunk-Nova-Autorin Alice Hasters. Sie selbst hat deutsche und afroamerikanische Wurzeln und wurde wegen ihrer Haare schon oft aufgezogen. 

"Ich hab' meine Haare zum ersten Mal geglättet, als ich mit 16 in den USA war. Da bin ich 2006 ein Jahr zur Highschool gegangen. Damals war es sehr ungewöhnlich als schwarzes Mädchen die Haare nicht glatt zu tragen."
Alice Hasters, Deutschlandfunk-Nova-Autorin

Auf dem Novembercoverbild der "Grazia", auf dem Lupita Nyongo’o zu sehen ist, wurde ihre Frisur wegretuschiert. Der krause Pferdeschwanz der kenianisch-mexikanischen Schauspielerin ist darauf nicht mehr zu sehen. Das liege daran, dass krause Frisuren von schwarzen Menschen nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, so unsere Kollegin Alice Hasters.

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Auf dem Magazincover sieht es nun so aus, als ob Lupita Nyong’o einen Kurzhaarschnitt hätte und ihre Haare ganz glatt am Kopf anliegen. Das aber vermittle, das Afrohaare in ihrem krausem Zustand eben nicht schön sind, meint unsere Reporterin.

"Perücken und Kunsthaar für schwarze Frauen - das ist eine Riesenindustrie. Niemand gibt mehr Geld für Haare aus, als schwarze Frauen."
Alice Hasters, Deutschlandfunk-Nova-Autorin

Wer heute schwarze Frauen sucht, die ihr Afrohaar natürlich tragen, im lockigen, krausen Zustand - stellt fest, dass es sehr wenige sind. Beyoncé, Rihanna oder auch Naomi Campbell. "Die glätten sie nicht nur, ihre echten Haare sind gar nicht zu sehen. Sie sind versteckt unter Perücken oder Echthaarverlängerungen, die sich "Weaves" nennen, erklärt unsere Reporterin.

"Beyonce hat sicher nicht langes glattes blondes Haar."
Alice Hasters, Deutschlandfunk-Nova-Autorin

Um die kulturellen Bräuche von schwarzen Menschen zu unterdrücken, mussten sie zur Kolonialzeit in den USA ihre Haare ganz kurz schneiden, erinnert Alice Hasters.

Glatte Haare als Statussymbol

Außerdem waren die Hellhäutigeren mit wenig Krause oft besser gestellte Sklaven. Das hat sich auch nach dem Ende der Sklaverei weiter fortgesetzt, sagt Alice Hasters: "Je näher die Menschen einem europäischen Schönheitsideal kamen, desto eher wurden sie in den USA gesellschaftlich akzeptiert."

Durch die amerikanische Bürgerrechtsbewegung in den siebziger Jahren wurde die Afrofrisur auch zum Zeichen der Rebellion und Auflehnung. Viele Schwarze wollten gerade diesem Eindruck entgehen, was zur Folge hat, dass typischen Flechtfrisuren oder Dreadlocks an Privatschulen teilweise bis heute verboten sind.

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Shownotes
Schönheitsideal
Kein Afro auf dem Magazincover
vom 17. November 2017
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Alice Hasters, Deutschlandfunk Nova