Peggy Gaedecke ist zur Schule gegangen und hat trotzdem nicht so lesen und schreiben gelernt, dass sie damit im Alltag zurecht kommt. Bis zur vierten Klasse ist ihrer Grundschullehrerin gar nicht aufgefallen, dass sie Analphabetin ist. Mit Tricks und einer guten Strategie hat sie sich durchgemogelt, sagt sie. Heute besucht Peggy einen Schreibkurs und ist auch Botschafterin für die Alphabetisierung.

Peggy Gaedecke war während der ersten Schuljahre häufig krank und hat viele Unterrichtsstunden verpasst. Dass sie deswegen weit hinter den Klassenkameraden herhinkte, bemerkte die Lehrerin in der Grundschule lange Zeit nicht. Sie erzählt, dass sie viel in den hinteren Reihen saß, dass sie bei den anderen abschrieb, dass sie sich Dinge auf die Handgelenke schrieb und dass sie sich sogar lange Haare wachsen ließ, um nicht beim Spicken erwischt zu werden.

"Meine Tochter ist in die Schule gekommen, und da habe ich gemerkt: Oh, ich habe da doch ganz große Lücken und sie braucht meine Unterstützung."
Peggy Gaedecke

Peggy Gaedecke hat schließlich ihren Hauptschulabschluss gemacht, war auf der Berufsschule und hat eine Ausbildung zur Hotelfachfrau angefangen. Aber als die Chefin dahinter kam, dass die Auszubildende so gut wie gar nicht schreiben und lesen konnte, wurde sie entlassen. Sie begann dann eine zweite Ausbildung als Hauswirtschaftshelferin und diese Ausbildung beendete sie dann sogar mit der Note Zwei. Warum sie aber schließlich erkannte, dass es doch besser wäre, einen Schreibkurs zu besuchen, hatte mit ihrer Tochter zu tun. Sie sagt: "Meine Tochter ist in die Schule gekommen, und da habe ich gemerkt: Oh, ich habe da doch ganz große Lücken und sie braucht meine Unterstützung."

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Shownotes
Analphabetismus
Tricksen, Lügen, Pfuschen
vom 27. Februar 2014