Ja, wir tun es fast alle: Wir checken online unsere Symptome und zweifeln dann an den Antworten. Laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung wissen viele nicht, ob sie den Quellen im Netz trauen können. Dabei sind wir vor allem in puncto Gesundheit auf verlässliche Infos angewiesen.
Ein Ausschlag am Fuß, ein immer wiederkehrendes Stechen im Rücken oder eine Nase, die auch unabhängig von der Infektsaison läuft und läuft: Wir alle haben mal mehr oder weniger uneindeutige Wehwehchen oder Symptome. Manchmal reicht ein Gang zum Hausarzt, um das abzuklären. Doch noch lieber als Arzt oder Ärztin befragen wir das Netz.
Online recherchieren: ja, den Ergebnissen glauben: eher nicht.
Ob ChatGPT, Google oder Social Media – sie alle liefern Antworten. Tatsächlich checken laut einer repräsentativen Befragung der Bertelsmann Stiftung 90 Prozent ihre Symptome online. Allerdings zweifelt auch mehr als die Hälfte, nämlich 60 Prozent, an der Glaubwürdigkeit der Antworten, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Elena Bavandpoori, die sich mit der Umfrage befasst hat.
"Im Netz und vor allem auf Social Media konkurrieren wissenschaftliche Fakten mit emotionalen, oft vereinfachten Inhalten."
Ein Grund dafür, Krankheitssymptome online zu suchen, könnte darin liegen, dass viele Menschen in Deutschland ihr Verständnis von Gesundheitsthemen als gering einschätzen. Das zeigen Zahlen des "Health Literacy Survey" der Universität Bielefeld.
Charlotte aus Berlin erzählt, dass sie die Recherche oft selbst übernimmt, weil sie mit Ärzt*innen nicht so gute Erfahrungen gemacht hat: "Da habe ich ganz oft erlebt, dass, wenn ich mit Problemen zu meinen Ärztinnen gegangen bin, gesagt wurde: Es ist nur Stress, dabei gab es physische Gründe."
Laut Umfrage der Bertelsmann Stiftung checken Frauen ihre Symptome online etwas häufiger als Männer. Außerdem zeigt sie, dass das Bildungsniveau eine große Rolle spielt: Fast alle Befragten mit hohem Bildungsgrad informieren sich im Internet, bei niedrigem Bildungsgrad sind es 77 Prozent.
Guido, Arzt für Innere Medizin, erklärt sich das so: Teil der universitären Ausbildung sei es, Dinge kritisch zu hinterfragen. Auf Gesundheitsdienstleistende übertragen könne das bedeuten, dass Aussagen oder Erklärungen nicht einfach hingenommen werden. Er selbst wünscht sich verlässlichere Onlinequellen für Patient*innen – damit ChatGPT und Google nicht die ersten Anlaufstellen sind.
Kann ein Siegel für seriöse Gesundheitsinformationen die Lösung sein?
Eine bereits verfügbare Quelle ist das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit. Aber auch die Bertelsmann Stiftung selbst startet – angeknüpft an die nun veröffentlichte Studie – die Initiative "InfoCure". Dabei handelt es sich um ein Zertifizierungssystem, das Webseiten mit Gesundheitsinformationen prüfen und mit einem Gütesiegel auszeichnen soll, erklärt Elena. Ziel ist, dass die geprüften Seiten künftig stärker von Google oder KI-Modellen gepusht werden.
"InfoCure", so Elena, wurde neben der Bertelsmann Stiftung von der wissenschaftlichen Einrichtung Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) und der Careum Stiftung aus der Schweiz entwickelt. Zudem wird die Initiative wissenschaftlich begleitet, unter anderem vom Jugendrat der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Idee dahinter: vor allem junge Menschen fit zu machen, damit sie im Netz Fakten von Quatsch und Mythen unterscheiden können.
