Der rote Riesenstern Beteigeuze hat einen kleinen Begleitstern. US-Astronomen haben ihn aufgespürt. Ausnahmsweise erhält der neue Stern auch einen schönen eigenen Namen. Besonders alt wird der Kleine allerdings nicht.

In der Umlaufbahn um den Stern Beteigeuze haben Forschenden der NASA und der Georgia State University einen kleinen Begleiterstern fotografiert. Schon seit Jahren wird vermutet, dass so ein Begleitstern existieren könnte, sagt der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Michael Büker. Der Grund: Die Helligkeit und die Bewegung von Beteigeuze schwankt im Rhythmus von sechs Jahren: "Das könnte die Anwesenheit von so einem Partner-Stern gut erklären."

Unklar war jedoch, ob sich dieser Begleiter wohl jemals fotografisch festhalten lassen würde. "Der Begleitstern umkreist den hellen Überriesen Beteigeuze nämlich so eng, dass dessen Helligkeit ihn hoffnungslos überstrahlen müsste", erklärt Michael Büker.

Nun haben die Forschenden gezielt den Zeitpunkt abgewartet, zu dem der Begleiter nach vorläufigen Berechnungen den größten Abstand zu Beteigeuze haben müsste. Dieser Termin war im Dezember 2024. Dann haben sie Beteigeuze mit dem Gemini-North-Teleskop auf Hawaii beobachtet. "Das ist eines der weltweit größten Teleskope", sagt Michael Büker.

Für die Bilder wurden tausende Einzelbilder mit sehr kurzer Belichtungszeit miteinander verrechnet. So soll das Wabern und Flackern des Bildes aufgrund der Luftbewegungen in unserer Atmosphäre ausgeglichen werden.

Zwar haben die Forschenden von Beteigeuzes Begleiter nur einen schwachen Schimmer gesehen, aber sie argumentieren, dass dieser so gut zu den übrigen Vorhersagen und Berechnungen passt, dass sie wirklich eine Entdeckung verkünden können.

Auch wenn einzelne Partner eines Doppelsternsystems normalerweise keine separaten Namen bekommen, hat man hier eine Ausnahme gemacht. Der neu entdeckte Stern würde nach der üblichen astronomischen Systematik einfach "Beteigeuze B" oder auch "alpha Orionis B" heißen, sagt Michael Büker.

Das Wort Beteigeuze kommt ursprünglich aus dem Arabischen für Hand der Riesin. Deswegen schlagen die Astronomen aus den USA nun für den Begleiterstern den Namen Siwarha vor, das bedeutet: ihr Armreif, denn der umkreist die Hand der Riesin.

Weitere Helligkeitsschwankungen von Beteigeuze bleiben unerklärt. Alle 400 Tage verändert sich der Stern selbst rhythmisch, indem er sich zusammenzieht und wieder ausdehnt. Im Jahr 2020 gab es bei Beteigeuze noch das "Great Dimming Event". Diese war wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass der Stern eine Staubwolke ausgestoßen hat, die seine helle Oberfläche verdeckt hat, erklärt Michael Büker.

"Dass Beteigeuze in näherer Zukunft zur Supernova wird, halten alle für sicher – aber ob das in einigen Tausend Jahren passiert, oder nächste Woche, das kann niemand mit Sicherheit sagen."
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist

Sollte Beteigeuze eines Tages zu einer Supernova werden, würde Siwarha ziemlich sicher zerstört werden, sagt Michael Büker. Denn beiden umkreisen sich sehr eng. Der kleine Begleiter wäre der gewaltigen Supernovaexplosion äußerst nahe.

Die gewaltigen Gezeitenkräfte von Beteigeuze könnten Siwarha allerdings bereits zuvor zerstören. Sie dürften den kleinen Begleiter nämlich immer näher heranziehen, bis sie ihn schließlich zerreißen, vermutet Michael Büker.

"Während Beteigeuze schon das Ende seines Lebens erreichen und explodieren wird, hätte sein kleiner Begleiter eigentlich noch sehr viel Zeit vor sich."
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist

Beteigeuze selbst bildet eine der vier Ecken des großen Rechtecks, das den Körper des Jägers Orion darstellen soll. Michael Büker erinnert daran, dass Beteigeuze wirklich unvorstellbar groß ist: Unsere Sonne würde mehrere hundert Millionen Mal in ihn hineinpassen. Beteigeuze gehört außerdem zu den zehn hellsten Sternen überhaupt am Nachthimmel. Seine rötliche Färbung ist mit dem bloßen Auge zu erkennen.

Shownotes
Astronomie
Partnerstern entdeckt: Beteigeuze ist nicht allein
vom 03. August 2025
Moderation: 
Nik Potthoff
Gesprächspartner: 
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist