Sauer macht lustig und Bitter macht krank. Vielleicht sagt man das ja bald so. Zumindest wäre letzte Aussage gestützt durch neueste Erkenntnisse der Forschung.
Wer extrem empfindlich auf "bitter" reagiert und den Mund verzieht - bei Zartbitterschockolade, schwarzem Kaffee oder sehr trockenem Wein zum Beispiel - ist nicht so oft krank. Wer das gerne mag und vielleicht gar nicht so bitter findet bekommt deutlich häufiger Schnupfen und Atemwegsinfekte. Amerikanische Forscher haben diesen Zusammenhang von "Bitter" und der Häufigkeit von Atemwegsinfekten untersucht. Ausgangspunkt dafür ist die Erkenntnis, dass Rezeptoren für Bitterstoffe nicht nur auf der Zunge, sondern auch in den Atemwegen sind.
"Bronchitis und starker Husten sowie Mandel- und Nebenhöhlenentzündungen kommen bei Menschen, die extrem empfindlich auf Bitteres reagieren, deutlich seltener vor."
Neben den Atemwegen haben die Forscher auch Bitterrezeptoren in den Harnwegen gefunden. Sie sind dort Teil unseres Immunsystems. Wenn Bitterrezeptoren in Kontakt mit schädlichen Bakterien kommen, lösen sie zwei Verteidigungsmechanismen aus.
- Husten und eine laufende Nase. Dadurch gelangt ein Großteil der Keime nach draußen.
- Es wird Stickstoffmonoxid freigesetzt. Das wirkt antibakteriell und tötet die Eindringlinge ab.
Das Besondere an den Bitterrezeptoren ist, dass sie nach dem Kontakt mit den Erregern nur wenige Sekunden oder Minuten brauchen, um zu reagieren. Sie sind also sehr schnell und greifen besonders in den Frühphasen einer Infektion.
Bitterstoffe statt Antibiotika?
Mit diesem Wissen könnten Infektionen künftig gezielt mit Bitterstoffen bekämpft werden. Möglicherweise könnte eine frühe Bitterstoffattacke den Einsatz von Antibiotika ersetzen, indem bittere Heilpflanzen und Gewürze wie Löwenzahn, Wermut, Liebstöckel, Hopfen und Enzian ganz gezielt die Rezeptoren und ihre Immunreaktionen aktivieren.
"Die Eberraute - auch Cola-Kraut genannt - hat schon ein Eishockey-Team weitgehend schnupfenfrei durch den Winter gebracht."
Etwa 25 Prozent der europäischen oder aus Europa stammenden Menschen sind Super-Taster, Menschen, die sehr sensibel auf bittere Noten reagieren. Weitere 25 Prozent sind Non-Taster, also Menschen, die problemlos Kaffee schwarz und die herbsten Weine trinken können. Die übrigen 50 Prozent liegen zwischen den beiden. Bei Männern ist die Rate der Super-Taster sogar etwas höher als bei Frauen.