US-Präsident Donald Trump möchte, dass die USA die führende Atommacht bleibt. Dafür möchte er das Nuklearwaffenarsenal der USA ausbauen. Wenig sinnvoll, findet das der Atomexperte Giorgio Franceschini. Vor allem, weil sich die USA in verschiedenen Verträgen zur Abrüstung verpflichtet hat.

Zurzeit haben die USA etwa 8000 Kernwaffe, sagt Giorgio Franceschini vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Zum Vergleich: Im Kalten Krieg waren es schon mal 30.000. Trotzdem sind die USA in Sachen Atomwaffen immer noch ein großer Player. Normale Atommächte wie Frankreich, Großbritannien und China haben etwa 100 Atomwaffen.

"Trump scheint den Rückwärtsgang einzuschalten und sagt, die USA müssen nuklear dominant bleiben. Darum möchte er sein Arsenal ausbauen."
Giorgio Franceschini vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung

Für die anderen Atomnationen ist Trumps Schritt, sein Atomwaffenarsenal weiter auszubauen, kein gutes Zeichen, sagt Giorgio Franceschini. Denn die USA haben den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet und sich damit eigentlich verpflichtet, ihr Atomwaffenarsenal zu reduzieren. Zu diesem Zweck besuchen internationale Inspektoren ein Land, das zuvor Atomsprengköpfe deklariert hat. "Diese Sprengköpfe werden dann vor den Augen der Inspektoren zerlegt und sind dann nicht mehr einsatzfähig."

Die USA und die Sowjetunion haben den Atomwaffensperrvertrag 1968 unterzeichnet, 1970 trat er in Kraft - als Versprechen zur Abrüstung. Daran haben sich die beiden Atommächte nur teilweise gehalten, sagt Giorgio Franceschini. Sowohl die USA und heute Russland haben heute noch ein großes Atomwaffenarsenal. "Aber sie haben über die Jahre auch einiges abgebaut." Trotz dieser Bemühungen ist die USA für den Rest der Welt weiterhin eine Atommacht, sagt Giorgio Franceschini. "Ob sie 60.000 Sprengköpfe haben oder 6000 macht den Unterschied nicht aus."

Donald Trump kann das US-amerikanische Atomwaffenarsenal auch nicht maßlos ausbauen. Der START-Vertrag hindert ihn daran. Sowohl die USA und Russland haben den Rüstungskontrollvertrag unterzeichnet und sich damit verpflichtet maximal 700 Langstreckensysteme mit Nuklearköpfen zu benutzen. "An diesen Vertrag ist Trump erstmal gebunden."

"Donald Trump könnte Mittel- und Kurzstreckensysteme ausbauen, aber keine zusätzlichen Langstreckensysteme in Dienst nehmen, weil er damit einen Vertrag mit Russland bricht."
Giorgio Franceschini vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung

Atomwaffen als Statussymbol

Für viele Länder sind Atomwaffen mehr Statussymbol als Sicherheitsgewinn, sagt Giorgio Franceschini. "Frankreich und Großbritannien zum Beispiel, das sind zwei ehemalige Kolonial- und Weltmächte, die de facto abgestiegen sind. Sie spielen nicht mehr in der ersten Liga. Ihr Kernwaffenbesitz ist ein Ersatz, um sich einzureden, mit den ganz großen in einer Liga mitzuspielen."

Shownotes
USA
"Atomwaffen sind ein StatussymboL"
vom 24. Februar 2017
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Giorgio Franceschini, Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung