Rund ein Viertel der Weltbevölkerung lebt in demokratischen Staaten. Für sie sind Freiheit, Gleichheit und die politische Mitentscheidung Teil ihrer Lebenswirklichkeit. Würzburger Forschende beobachten allerdings: Immer mehr Demokratien entwickeln sich in Richtung Autokratie.
Autokratische Systeme werden von einzelnen Machthabern oder Eliten regiert, die sich selbst mit Macht und Recht ausstatten. Forschende der Universität Würzburg stufen in einem Bericht aktuell 55 von 179 untersuchten Ländern als Autokratien ein. Zu ihnen gehören unter anderem Russland, Nordkorea oder Venezuela.
Weitere 41 Länder zählen sie zu sogenannten Hybridstaaten, die sowohl demokratische, als auch autokratische Merkmale aufzeigen. Serbien, die Ukraine und Indien sind beispielsweise solche Mischformen.
Als Demokratie stufen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 83 Länder ein, also knapp die Hälfte der von ihnen untersuchten Staaten.
Weniger funktionierende Demokratien
Im vergangenen Jahr haben im Verhältnis weniger Staaten ihre Demokratie gestärkt und mehr Staaten haben sich von demokratischen Strukturen entfernt. Dazu zählen beispielsweise Zypern, Polen und Ungarn. Das bedeutet: Im Gegensatz zu funktionierenden Demokratien, sind demokratische Prinzipien und Prozesse schwächer geworden, so die Forschenden.
"Inzwischen ist der dominante Demokratie-Typ eben nicht mehr die funktionierende Demokratie, sondern defizitäre Demokratien, mit immer mehr Problemen."
Demokratie messbar machen: Die Matrix
Für ihre Analyse verwendet das Würzburger Forschungsteam seit 2016 eine sogenannte Demokratiematrix. Dabei untersuchen sie fünf demokratische Institutionen auf jeweils drei demokratische Prinzipien. Sie überprüfen:
- Wahlen
- Inhalte, die Parteien, Interessensgruppen und die Zivilgesellschaft vermitteln
- Medien und öffentliche Kommunikation,· Gerichte und die Rechtsstaatlichkeit
- Gesetzgebung und die Anwendung der Gesetze
Aspekte, die dabei eine Rolle spielen:
- politischen Freiheit
- politischen Gleichheit
- rechtlichen Kontrolle
Aus diesen Punkten ergeben sich die 15 Felder der Demokratiematrix. Diese blicken dann auf Fragen wie: Gibt es unabhängige Medien? Wie stark kontrollieren Medien die Politik über ihre Berichterstattung? Wie stark ist die politische Freiheit bei den Wahlen ausgeprägt? Haben alle die gleichen Chancen, an Wahlen teilzunehmen?
Das heißt: In der Matrix stehen die funktionierenden Demokratien den harten Autokratien gegenüber. Dazwischen befinden sich abgestuft die Mischformen.