Dass man am FKK-Strand ausschließlich textilfrei unterwegs sein sollte – eigentlich klar. Da sich immer wieder bekleidete Leute – teilweise mit Smartphone – unter die Nackten mischen, verschärft die Stadt Rostock die Regeln für die eigenen Strände.
Nackt oder nicht nackt: Diese eindeutige Trennung gab es bislang an Rostocks Stränden nicht. Das hat sich jetzt geändert: Neben den Textilstränden gibt es künftig auch Abschnitte ausschließlich für Nackte, um Konflikte und Belästigungen durch Spanner zu vermeiden. Bestimmte Strandabschnitte in Warnemünde und Markgrafenheide, die zur Rostocker Kommune gehören, sind den FKK-Badenden vorbehalten.
In der Rostocker Bürgerschaft gab es eine lange Debatte, dass Bekleidete künftig einen Platzverweis von den sogenannten Strandvogten, also den Aufpassern vom Strand, erhalten können.
"In der Debatte sagten die FKKler, dass es unangenehm ist, nackt am Strand zu liegen, wenn sich dort gleichzeitig Bekleidete mit Smartphones aufhalten."
FKK: aussterbendes ostdeutsches Kulturgut
Die Leute aus der FKK-Community brachten sich intensiv in die Diskussion ein, "weil es für viele von ihnen um sowas wie einen Kampf um ein aussterbendes, ostdeutsches Kulturgut ist", sagt unsere Reporterin. Fakt ist, dass es immer weniger FKK-Fans gibt – vor allem sind es ältere Menschen, die sich für die mehr als 100 Jahre alte Bewegung interessieren.
Das bestätigt auch eine Langzeitforschung der Hochschule Merseburg. Alfred Sigloch, Präsident vom Deutschen Verband für Freikörperkultur, bestätigt, dass FKK-Vereine an Mitgliederschwund und Überalterung leiden.
Dass wir prüder geworden sind, muss das nicht unbedingt bedeuten. Saunen sind einer repräsentativen Umfrage von 2021 zufolge ziemlich beliebt. 37 Prozent der Befragten gaben da an, schon mal nackt in der Sauna gewesen zu sein – nur 25 Prozent waren hingegen schon mal nackt am Strand – egal ob FKK- oder Textil-Strand.
"Es ist schon interessant, sowas zu lesen. In Saunen gibt es ja ein Handyverbot. Vielleicht spielt das eine Rolle."
Generationsfrage bei Nacktheit
Das Handyverbot in Saunen ist sagt natürlich nichts zur Generationsfrage bei Nacktheit. Deswegen hat sich Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne-Katrin Eutin umgehört. Die Befragten bestätigen die Ergebnisse der Umfrage: nackt baden war kaum einer der Befragten – in der Sauna hingegen schon. Die Erklärung eines Befragten dafür war, dass man in der Sauna doch eher auf einen begrenzten Bereich von Fremden trifft und "irgendwie nicht ganz nicht so ganz offen wie am Strand ist."
Laut der Forschung von Konrad Weller von der Hochschule Merseburg spielt eine Rolle, dass man heutzutage bei Kindern Schamgrenzen besser respektiere und nicht einfach sage: "Hab dich nicht so!". Konrad Weller nennt in einem Interview mit dem Spiegel auch die Smartphone-Präsenz als Grund für den Veränderung. Und dass man heute nicht mehr so sehr mit der FKK-Kultur sozialisiert werde, spielt ihm zufolge wohl auch eine Rolle.