Der Rat der Europäischen Zentralbank möchte den 500-Euro-Schein loswerden. Doch das ist teuer: Es soll etwa eine halbe Milliarde Euro kosten. Nach ersten Schätzungen.

Auch wenn die meisten von uns ihn eher selten in der Hosentasche stecken haben: Der 500-Euro-Schein ist ziemlich beliebt. Vor allem Geldwäscher und die Mafia wissen ihn nach Ansicht der Europäischen Zentralbank EZB für ihre dreckigen Geschäfte zu schätzen. Darum prüft der EZB-Rat nun die Abschaffung des dicken Scheins. Das Problem ist: Die alten Scheine müssen nicht nur entsorgt werden, sie müssen auch durch kleinere Scheine ersetzt werden. Und das kostet.

Geld ersetzen ist teuer

Es gibt derzeit etwa 600 Millionen Scheine im Wert von 500 Euro. Das Schreddern der alten Scheine kostet nicht viel, das Neudrucken der Ersatzscheine geht aber ins Geld. "Sie müssen mehrere Milliarden neuer Scheine drucken", sagt Philip Plickert, Wirtschaftsredakteur bei der FAZ. "Das ist ein gewaltiger Druckauftrag für Spezialdruckereien." Allein die Druckkosten sollen deswegen eine halbe Milliarde Euro kosten.

"Es ist unstreitbar, dass der 500er gerne von Leuten genutzt wird, die große Mengen von Bargeld unauffällig transportieren wollen."
Philip Plickert, FAZ-Wirtschaftsredakteur

Die Europäische Zentralbank soll intern schon beschlossen haben, dass der 500-Euro-Schein trotz der hohen Kosten weg soll. Ob sich das aber lohnt, ist unter Schwarzgeld-Experten strittig. Die Kriminellen müssten sich umstellen, wenn sie große Mengen Bargeld transportieren wollen. "Wenn die nur noch 100er zur Verfügung haben, brauchen sie halt etwas größere Koffer", sagt Philip Plickert. "Das ist keine so gravierende Einschränkung."

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Das Verbrechen wird also nicht aussterben, nur weil der große Schein fehlt. Aber es könnte noch eine andere Begründung für den Plan der Europäischen Zentralbank geben: der Negativzins. Wer riesige Mengen Geld in der Bank hortet, muss derzeit 0,4 Prozent Zinsen darauf zahlen. "Bargeld ist für ganz große Anleger also eine Alternative", sagt Philip Plickert, es gebe Versicherungskonzerne, die Bargeld horten, um den Negativzins zu entkommen. Ohne 500-Euro-Schein würden die Lagerkosten für das Bargeld steigen und das Geld könnte vielleicht doch in die Banken wandern.

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Shownotes
Teure Geldvernichtung
Der 500-Euro-Schein soll weg
vom 11. April 2016
Moderatorin: 
Marlis Schaum
Gesprächspartner: 
Philip Plickert, FAZ-Wirtschaftsredakteur