Die Bayern-Wahl legt einige Gräben offen im Freistaat. So gibt es zum einen einen deutlichen Unterschied im Wahlverhalten zwischen den Unter- und Über-30-Jährigen, zum anderen zeigt sich durch alle Generationen ein Stadt-Land-Gefälle.
Die bayerischen Wählerinnen und Wähler unter 30 sind gespalten: 26 Prozent der Erstwähler haben bei der Landtagswahl am 14. Oktober 2018 CSU gewählt. 24 Prozent die Grünen. Das ist das Ergebnis einer Wählerbefragung von infratest dimap für die ARD.
Für alle anderen Parteien interessieren sich die Erstwähler eher wenig. 10 Prozent haben für die Freien Wähler gestimmt, für die FDP noch 9, jeweils 7 für die SPD und die AfD und 6 Prozent für die Linke.
Der Politikwissenschaftler Thorsten Faas von der Freien Universität Berlin sagt: Bei den jüngeren Wählern unter 34 sind die Verluste am größten. Und genau dort hätten die Grünen am stärksten zugelegt.
"Die Verluste der CSU sind bei den 18- bis 34-Jährigen, wenn man sich die Prozentpunkte anschaut, am größten ausgefallen. In dieser Gruppe haben die Grünen am stärksten gewonnen."
Thorsten Faas sieht in der Generation der unter 30-Jährigen große Unterschiede, die viel größer seien, als sie es vor 20 oder 30 Jahren waren. Dabei hätte das Elternhaus heute einen viel größeren Einfluss als damals auf die Frage, ob ein junger Mensch wählen geht oder nicht und ob er sich politisch engagiert oder nicht.
"Wir reden so ganz selbstverständlich über die jungen Leute. Was wir in Wahrheit sehen, ist, dass gerade innerhalb der Gruppe der jungen Leute, sich heute größere Unterschiede auftun, als das vielleicht vor 20 oder 30 Jahren der Fall gewesen ist."
Grundsätzlich ist es für junge Wähler oder Erstwähler weniger selbstverständlich zur Wahl zu gehen, als für ältere Wählerinnen und Wähler. "Je älter Menschen werden, desto wahlfreudiger sind sie", sagt Faas.
Jungwähler sind unentschieden
Weil junge Wählerinnen und Wähler noch keine Bindung zu Parteien hätten, ist die Wahlentscheidung der unter 30-Jährigen schwer vorhersagbar. Sie schwanken meist in ihrer Entscheidung bis zuletzt, sagt Thorsten Faas.
Noch gibt es keine Zahlen, die zeigen, wie hoch die Wahlbeteiligung der Erstwähler oder die der Gruppe der unter 30-Jährigen ist. Diese Zahlen werden in der repräsentativen Wahlstatistik ausgegeben, die erst in drei bis vier Monaten herausgegeben wird, sagt Thorsten Faas. Nach einer Datenanalyse von Zeit Online sind über 38 Prozent der Erstwähler nicht zur Wahl gegangen.
Aus der Juniorwahl, an der sich mehr als 115.000 Schülerinnen und Schüler beteiligt haben, wird noch einmal der Trend in der jüngeren Generation hin zu den Grünen deutlich: 28,2 Prozent stimmten für die Grünen und nur 22,8 Prozent für die CSU.
Als drittstärkste Partei kommt die SPD auf 10,8 Prozent, gefolgt von der FDP mit 8,6, der AfD mit 6,3 und den Freien Wählern mit 6,2 Prozent. Allerdings votierten 17,1 Prozent für Sonstige, wozu die Linke mit 4,5 Prozent zählt. Das Stadt-Land-Gefälle verläuft parallel zur gesamten Landtagswahl.
"Es fällt mir schwer, eine These zu formulieren, warum junge Menschen per se ganz anders ticken sollten in Abhängigkeit davon, ob sie auf dem Land leben oder nicht."
In den Großstädten haben 26 Prozent der Wähler und Wählerinnen die Grünen gewählt, während die CSU nur drei Prozentpunkte mehr in den Städten geholt hat. Dagegen hat die Landbevölkerung mit über 39 Prozent ein klares Votum für die CSU abgegeben. Die Grünen sind dort nur auf knapp über 15 Prozent der Stimmen gekommen.
Die Süddeutsche Zeitung schreibt in ihrer Wahlanalyse, dass sich die Altersstruktur zwischen Stadt und Land stark unterscheide: "Junge Bayern flüchten aus den Dörfern, wo ihnen eine Perspektive fehlt, junge Nicht-Bayern ziehen zum Studieren und Arbeiten nach München oder Nürnberg." Damit lässt sich auch erklären, warum die Grünen ihre Direktmandate in den Universitätsstädten geholt haben.
"Insgesamt reden wir einen Hauch zu viel um diese ganz spezifischen Themen. Es geht eher darum, ob sich Menschen glaubwürdig und vertrauensvoll angesprochen fühlen."
Der Politikwissenschaftler vergleicht auch die Spitzenkandidaten der Parteien. Im Vergleich zur CSU seien die Spitzenkandidaten der Grünen jugendlich aufgetreten, "das macht so eine Partei noch attraktiver".
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