Wir wissen zu wenig über Eichhörnchen. Forschende warnen: Vermutlich leiden die Tiere mehr unter dem Klimawandel als bisher bekannt. Um mehr - etwa über ihren Bestand und ihre Reviere - zu erfahren, können alle in Bayern bei einem Projekt mitmachen und Eichhörnchen zählen.

Jeder kennt diese Nagetiere, trotzdem leben sie eher heimlich. Fachleute vermuten, dass es den Eichhörnchen nicht mehr so gut geht. Auch sie leiden an den Folgen des Klimawandels. Um nun mehr über die Eichhörnchen zu erfahren, wird ein Mitmachprojekt gestartet, sogenannte Citizen Science. Jeder Mensch, der ein Eichhörnchen sieht, kann es in einer App eintragen.

Grobe Bestandsaufnahme

Dabei kann es natürlich passieren, dass dasselbe Tier mehrfach gemeldet wird. Gerade in Stadtgebieten ist ein solcher Fehler mit einberechnet. Es geht aber um einen groben Überblick, wie viele Eichhörnchen in Deutschland leben.

Denn immer mehr Straßen bedeuten auch immer mehr Zerschneidungen der Landschaft. Und weniger Bäume, die fruchten, bedeuten auch weniger Nahrung für die Tiere. Eine Erhebung des Bestandes ist deshalb wichtig, damit man im Vergleich der Jahre feststellen kann, ob die Anzahl stetig abnimmt oder eher in Wellen schwankt.

Mitmachen ist gefragt

Wer also in Bayern lebt und ein Eichhörnchen sichtet, kann es auf der App vermerken. Dabei wird der genaue Standort abgefragt. Die App möchte auch noch wissen, was das Eichhörnchen gerade gemacht hat und welche Farbe es hat.

Der Hintergrund: Viele meinen, dass ein Eichhörnchen braun sein muss. Das ist aber ein Irrtum, sagt der Wildtierexperte des Berliner Senats, Derk Ehlert. Es kann auch grau sein, ohne ein Grauhörnchen zu sein. Die gibt es bei uns nämlich gar nicht.

"Manche Tierfreunde füttern graue Eichhörnchen nicht, weil sie meinen, das wären Grauhörnchen. Aber das stimmt nicht! Grauhörnchen gibt’s bei uns noch gar nicht."
Derk Ehlert, Wildtierexperte des Berliner Senats

Jede Eintragung in der App ist wichtig, dadurch kann mehr über die Tiere herausgefunden werden. Sie hilft nicht nur dem Projekt, sondern dem Naturschutz insgesamt.

Citizen Scientists in Deutschland

Solche wissenschaftlichen Projekte sind in Deutschland zunehmend beliebt. Ohne Beteiligung von Freiwilligen wüsste man zum Beispiel viel weniger über die Singvogelbestände in Deutschland, die Häufigkeiten bestimmter Arten.

"Ohne Citizen Scientists würde man viel weniger über bestimmte Arten in Deutschland wissen."
Derk Ehlert, Wildtierexperte des Berliner Senats

Dabei geht es gar nicht darum, exakte Zahlen zu ermitteln. Vielmehr interessieren die Fachleute an generellen Tendenzen. Manchmal gibt es nämlich in bestimmten Gebieten ein höheres Aufkommen einiger Arten - beispielsweise im Winter.

Vergangenes Jahr gab es so ein Projekt auch mit Insekten, den Gottesanbeterinnen. Bislang war davon ausgegangen worden, dass es in Deutschland nur wenige von diesen Tieren gäbe - und das fast nur im Südwesten. Dank des Projekts ist diese Annahme überholt: Gottesanbeterinnen sind viel weiter verbreitet als bisher angenommen.

Shownotes
Citizen Science
Mehr über Eichhörnchen wissen
vom 09. Februar 2023
Moderation: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Derk Ehlert, Wildtierexperte des Berliner Senats