Die Abinoten werden immer besser, und das sieht man vor allem am Einser-Abitur: 2008 hatte nur jeder Fünfte ein "sehr gut", 2018 schon jeder Vierte. Ob Deutschlands Schüler nun klüger geworden sind oder die Bestnoten schlicht zu schnell vergeben werden, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten.
Quer durch die Bundesländer gibt es heutzutage einer Umfrage nach mehr Einser-Abis. Spitzenreiter ist Thüringen mit fast 38 Prozent. Vor zehn Jahren waren es da noch etwas über 30 Prozent. In Sachsen sind es fast 35 Prozent. Dort waren es etwa 22 Prozent. Schlusslicht ist Schleswig-Holstein mit "nur" 17 Prozent Einser-Abis. Aber auch dort ist der Anteil leicht gestiegen. Nur in Baden Württemberg ist der Anteil leicht gesunken: Von damals 25,6 Prozent auf nun 24 Prozent.
Die Zahlen sprechen für eine Inflation der Schulnoten beim Abitur. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sagt jedoch, dass sich die Schülerinnen und Schüler geändert hätten: Viele Jugendliche erlebe sie heute als sehr zielstrebig, meint Ilka Hofmann von der GEW. In den 70er Jahren hätten sich die Schüler um ihre schulische Ausbildung noch nicht so viele Gedanken gemacht.
"Ich erlebe viele Jugendliche als sehr zielstrebig, ehrgeizig, fokussiert. Und das ist anders als noch in unserer Generation."
Abiturienten fehlen Grundkenntnisse
Anders sieht das etwa Matthias Jaroch vom Deutschen Hochschulverband. Heute fehle es den Abiturienten oft an Grundkenntnissen in der Mathematik, und es gebe auch Schwierigkeiten beim Textverständnis und in der Rechtschreibung: "Insofern stellt sich die Frage, welche Aussagekraft das Abitur heute noch hat", sagt er.
"Man tut ihnen vielleicht nicht unbedingt einen Gefallen, weil sie nicht leistungsgerecht beurteilt werden. Und dann gibt es in der nächsten Qualifikationsstufe Schwierigkeiten."
Matthias Jaroch meint, heute würden gute Noten zu einfach vergeben, und man tue den Schülern auch keinen Gefallen damit. Später hätten sie dann vielleicht Schwierigkeiten, beim Studium beispielsweise.
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