Statt Geschichtsdaten auswendig zu lernen, verlangt Lehrer Daniel Bernsen von seinen Schülern, sich tief in die Quellenforschung zu begeben und danach Ereignisse live auf Twitter nachzuspielen.
So muss sich wohl ein aztekischer Feldherr gefühlt haben, als die Spanier in Mexiko einfielen und sich das Land unterwarfen. Als Conquista ging dieser dunkle Teil der Entdeckung Amerikas und seiner Eroberung in die Geschichte ein. Im Grunde genommen auch eine sehr spannende Geschichte, doch wer den Stoff im Unterricht mit Lehrbüchern durchkauen muss, verliert schnell den Spaß daran.
Erst Quellenstudium, dann Schlacht
"TwHistory" nennt sich das Projekt am Koblenzer Eichendorff-Gymnasium, bei dem per Twitter Schüler die Eroberung Mexikos nachspielten. "Wer in der Lage ist, das auf wenige Tweets zu reduzieren, zeigt damit, dass er den Quellentext verstanden hat", erklärt Geschichtslehrer Bernsen.
Bevor die Schüler überhaupt in der Lage sind, in die Rolle der historischen Personen zu schlüpfen, müssen sie Quellen recherchieren und auswerten. Für die Arbeit von Historikern ist das Recherchieren von Quellen grundlegend. Das haben die Schüler in dem Twitter-Geschichtsrollenspiel erfahren, die ja, bevor sie in die Twitterschlacht einsteigen konnten, zunächst die Quellen durcharbeiten mussten. Dabei haben sie festgestellt, dass es zum Beispiel keine Quellen gibt, die von den Azteken verfasst wurden.
Neue Unterrichtsform
Auf Twitter haben die Schüler dann Nachrichten geschrieben, die den historischen Verlauf und die Perspektive der historischen Personen wiedergaben. Damit werden der Ablauf der Ereignisse sichtbar und die historischen Personen quasi lebendig. "Es war der Versuch, Geschichte in einer anderen Form zu präsentieren und darzustellen," resümiert Berensen. Grundsätzlich setzt er aber Twitter im Unterricht nicht ein, sondern immer nur Projekt bezogen.