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Bildungsarbeit

Wie ehemalige Gefängnisse zu Gedenkstätten werden

Aus vielen Gefängnissen deutscher Diktaturen sind heute Gedenkstätten geworden. Helge Heidemeyer und Steffi Brüning leiten beide eine solche Gedenkstätte. In ihrer Arbeit und in ihren Vorträgen beschäftigen sie sich mit der Frage, wie die Geschichte der Gefängnisse an Besuchende vermittelt werden kann.

Was früher streng abgeschirmt wurde, ist heute offen: Manche der ehemaligen Gefängnisse der DDR sind jetzt Gedenkstätten. Sie haben die Aufgabe, die Geschichte dieser Orte aufzuarbeiten und sie abzubilden. Doch wie erzählt man die Geschichte von Orten, an denen Menschen gefoltert wurden und gefoltert haben?

Damit befassen sich Helge Heidemeyer und Steffi Brüning in ihrer Arbeit. Helge Heidemeyer ist Direktor der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Steffi Brüning leitet das Dokumentationszentrum Rostock. In ihren Vorträgen nähern sie sich einer Antwort auf die Frage an.

"Die Häftlinge werden als selbstbestimmte starke Menschen präsentiert, die der Willkür ausgesetzt sind, sich in ihrer Mehrzahl jedoch nicht brechen lassen."
Helge Heidemeyer, Gedenkstätte Hohenschönhausen

Komplexe Geschichte

Ein Narrativ würde die Gedenkstätten oft prägen: Die Gefangenen sind die Opfer und das Gefängnispersonal die Täter. Helge Heidemeyer hält dieses Schwarz-Weiß-Denken für falsch. In seinem Vortrag zeigt er am Beispiel der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen die Zwischenebenen auf.

Die ehemalige Untersuchungshaftanstalt der Stasi ist seit 1994 eine Gedenkstätte. Mehr als zehntausend Menschen waren dort in über 40 Jahren inhaftiert. Sie waren zum Großteil politisch verfolgte Menschen, die dort körperlich und psychisch gefoltert worden.

"Gefängnis zum Anfassen"

Der zweite Vortrag kommt von Steffi Brüning. Sie ist die Leiterin der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock. In der Haftanstalt der Stasi wurden von 1960 bis 1989 knapp fünftausend Frauen und Männer eingesperrt. Die Gründe für ihre Inhaftierung waren überwiegend politischer Art wie "Hetze" oder "versuchte Republikflucht". Bis zu sechs Monate saßen die Gefangenen durchschnittlich dort ein, bis sie in eine Strafvollzugseinrichtung kamen. Auch hier gehörten menschenunwürdige Zustände zum Gefängnisalltag.

"Nahezu alle Zellentüren können von Besuchern auf- und zugemacht werden. Wir haben fast keinerlei Absperrung."
Steffi Brüning, Dokumentationszentrum Rostock

Der Vortrag von Helge Heidemeyer hat den Titel "Nur Opfer oder Täter? Narrative über Gefangene und Wachpersonal in Gefängnisgedenkstätten am Beispiel Hohenschönhausen". Der Vortrag von Steffi Brüning heißt "Historisch-politische Bildungsarbeit im Dokumentationszentrum Rostock". Beide Vorträge haben sie am 5. September 2022 beim Workshop "Neue Perspektiven auf historisch-politische Bildung in ehemaligen Gefängnissen" auf Einladung der Bundesstiftung Aufarbeitung, der Agentur für Bildung und des Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Berlin gehalten.

Unser Bild zeigt die Büroräume im ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen.

Shownotes
Bildungsarbeit
Wie ehemalige Gefängnisse zu Gedenkstätten werden
vom 13. Oktober 2022
Moderation: 
Hans-Jürgen Bartsch
Vortragender: 
Helge Heidemeyer, Direktor der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Vortargende: 
Steffi Brüning, Leiterin des Dokumentationszentrums Rostock