Der Streamingdienst HBO hat den Film "Vom Winde verweht" aus den 30er-Jahren aus dem Angebot genommen. Eine Reaktion auf die Protestbewegung Black Lives Matter, denn es geht darum, Stereotypen über People of Colour zu vermeiden. Das deutet daraufhin, dass sich eine neue selbstkritische Haltung in Hollywood zu entwickeln scheint.
Es bewegt sich etwas in der Filmmetropole Hollywood, sagt Katharina Wilhelm, ARD-Korrespondentin für Los Angeles. Doch auch wenn der US-amerikanische Streamingdienst HBO den Film "Vom Winde verweht" aus ihrem Programm streiche, gebe es noch viele andere Filme, die rassistische Vorurteile bedienen oder Sklaverei zum Teil verharmlosen.
Die Diskussion sei nicht neu, aber durch die aktuellen Geschehnisse in den USA neu aufgeflammt und werde jetzt viel kritischer geführt. Aber es wird nicht reichen, nur ein paar Filme und Serien zu streichen und mit Anmerkungen zu versehen, denn die Probleme liegen tiefer, sagt Katharina Wilhelm.
"Trotzdem, muss man sagen, wird es nicht reichen, ein paar Serien zu streichen oder mit Anmerkungen zu versehen. Denn die Probleme gehen ja wirklich viel tiefer."
Weiterhin seien People of Colour aber auch Frauen in Filmen und Serien unterrepräsentiert. Noch immer werden Stereotype bedient. Auch das rassistische Blackfacing, bei dem sich Weiße schwarz anmalen, gebe es in Sendungen, die noch gar nicht so alt sind, sagt Katharina Wilhelm. Eine solche Serie ist "Little Britain", die von Netflix und der BBC erst vor wenigen Tagen aus dem Programm gestrichen wurde.
Das Problem ist aber nicht nur vor der Kamera sichtbar, sondern betrifft auch die Jobs in der Filmindustrie. Auch hier mangelt es an Diversität, sagt Katharina. Es werde zwar versucht, diese Probleme anzugehen, doch das sei kein leichtes Unterfangen
Zu wenig Diversität im Oscar-Gremium
Die Oscar-Academy zum Beispiel - ein riesiges Gremium mit Tausenden Beschäftigten – versuche in den letzten Jahren zwar, mehr Diversität zu erreichen und People of Colour und Frauen stärker zu berücksichtigen. Das Problem: Gremiumsmitglieder sind auf Lebenszeit ernannt und scheiden sozusagen erst mit ihrem Tod aus.
Lange Zeit war das Gremium weiß und männlich dominiert. Bis es hier zu einer Durchmischung kommt, braucht es noch viel Zeit, sagt Katharina. Auch bei den Oscarverleihungen wurde viel über die Repräsentation von Frauen und Schwarzen gesprochen, hat aber auf Oscarnominierungen bislang wenig durchgeschlagen - eine direkte Folge der mangelnden Diversität in dem Gremium.
"Immer noch ist ein Problem, dass dort zu wenig Diversität in diesem Gremium herrscht. Und das spiegelt sich dann zum Beispiel auch in den Oscar-Nominierungen wieder."
Positiv sei, dass es mittlerweile Studien gebe, die versuchen Diversität in der Filmbranche überhaupt zu messen und so Aufmerksamkeit auf das Problem richten. Neu ist auch der sogenannte Inclusion Rider – eine Klausel in Verträge. Schauspielerinnen und Schauspieler, Regisseure und Regisseurinnen können aufgrund der Klausel verlangen, dass eine Produktion zu mindestens 50 Prozent divers besetzt wird.
Ob die Klausel auch tatsächlich Anwendung findet, ist eine andere Frage. Werkzeuge wie diese sollten genutzt werden, meint Katharina, auch dass Hollywood weiter stark an dem Thema arbeiten muss.
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