Wir haben auch schon oft Blut und Wasser geschwitzt - zumindest sinnbildlich. Einer jungen Italienerin soll aber wirklich Blut auf der Stirn stehen, wenn sie schwitzt.

Zwei kanadische Mediziner haben eine Fallstudie zum Thema Blutschwitzen veröffentlicht. Darin schildern sie den Fall einer jungen Italienerin, bei der genau das seit Jahren passiert. Die beiden Fachleute stellten fest, dass die Frau an einer seltenen Krankheit leidet: Hämhidrose. Dabei vermischt sich der Schweiß mit dem Blut.

Merkwürdiger Fall

Als Kriminalbiologe und Autor Mark Benecke von dem Fall hörte, war sein erster Gedanke: Die Geschichte hört sich so skurril an, dass die Frau irgendeinen Trick angewandt haben muss, um das Blut schwitzen vorzutäuschen. In der Vergangenheit hat sich der Fachmann für Merkwürdiges aus der Biologie nämlich ausführlich mit Blutlegenden beschäftigt.

"Das klingt überhaupt nicht plausibel. Ich musste an Fälle von Wunderölen, die aus Leiche herauslaufen, an blutende Madonnenstatuen und Fakire denken."
Mark Benecke, Kriminalbiologe
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Doch als er die Forschungsliteratur zu dem Phänomen studierte, war er schließlich überzeugt. Um herauszufinden, was da genau auf der Stirn passiert, haben die Mediziner Dünnschnitte von der Haut gemacht, kleine Biopsien. Sie haben festgestellt, dass es gar keine nennenswerten Hautverletzungen gibt.

"Es ist stressinduziert und führt dazu, dass sich winzige Kapillaren mit Blut füllen."
Mark Benecke, Kriminalbiologe

Die Mediziner haben außerdem festgestellt, dass sich an bestimmten Stellen Blut im Gewebe ansammelt - immer dann, wenn die Leute viel Stress haben. Und irgendwann entleeren sich diese Stellen, zum Beispiel in die Haarfollikel. Von dort können dann geringe Mengen Blut mit dem Schweiß abgeben werden.

Blutschweiß, ein soziales Stigma

"Die Mediziner haben festgestellt, die Personen leiden weniger unter dem Blut, sondern vielmehr darunter, dass die anderen Leute sie auslachen."
Shownotes
Blutlegenden
Blut und Wasser schwitzen
vom 28. Oktober 2017
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Mark Benecke, Kriminalbiologe