• Dlf Audiothek
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • YouTube Music
  • Abonnieren

Blutmond heißt der rot-schimmernde Vollmond, ausgelöst durch eine totale Mondfinsternis. Es sieht magisch aus. Und manche Menschen unterstellen dem Mond auch magische Kräfte. Sie sind der Meinung: Der Vollmond macht uns aggressiv, wahnsinnig und raubt uns den Schlaf. Unser Reporter Johannes Döbbelt wollte wissen, was an diesem Phänomen dran ist.

Die gefühlte Nummer eins der Mondfühligkeits-Symptome sind Schlafstörungen. Nach einer repräsentativen Umfrage glauben mehr als die Hälfte der deutschen Frauen, und ungefähr ein Viertel der Männer, dass sich der Vollmond auf ihren Schlaf auswirkt. Der Schlafmediziner Lennart Knaack beobachtet dieses Phänomen und findet es interessant: Wissenschaftliche Belege für dieses Gefühl gibt es kaum.

Die meisten Studien sagen: Kein Zusammenhang zwischen Vollmond und Schlaf

Eine Studie aus der Schweiz hat 2013 tatsächlich einen Zusammenhang gefunden: In Vollmondnächten schliefen die untersuchten Menschen im Schnitt 20 Minuten weniger und die Länge des Tiefschlafs sank deutlich. Allerdings hatten die Forscher die Schlafdaten von nur 33 Menschen analysiert – keine besonders große Stichprobe. Danach gab es noch viele weitere Studien zum Thema – aus Deutschland, aus Kanada, aus Dänemark und noch mal aus der Schweiz. Diese Studien hatten mehr Teilnehmer und alle diese Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis: Nein. Es gibt keinen Zusammenhang, der Mond hat keinen Einfluss auf unseren Schlaf.

"Überraschend viele Patienten geben an, in der Zeit des Vollmondes schlechter zu schlafen. Das sind Menschen, die schon unter chronischen Schlafstörungen leiden, aber auch Menschen, die eher schläfrig sind und keine Probleme mit dem Schlaf haben."
Lennart Knaack, Schlafforscher

Martin Dresler, Neurowissenschaftler an der Uni Nijmwegen, hat ebenfalls untersucht, ob der Mond irgendwie beeinflusst, wie gut oder schlecht wir schlafen. Sein Ergebnis nach 1000 Probanden und 2000 Nächten: Der Mond hat keinen Einfluss.

"Ich glaube, wir haben so mit die größte Studie gemacht, wir haben uns über 1000 Probanden angeschaut mit über 2000 Nächten und wir können tatsächlich keinerlei Einfluss finden auf keine einzige Variable im Schlaf."
Martin Dresler, Neurowissenschaftler an der Uni Nijmwegen

Aber woher kommt es dann, dass so viele Menschen denken, dass sie bei Vollmond schlechter schlafen? Die Wissenschaftler haben dafür verschiedene Erklärungen:

  1. Unsere selektive Erinnerung. Vielleicht erinnern wir uns besonders gut an die Nächte, in denen wir schlecht schlafen und gleichzeitig Vollmond ist.
  2. Das Licht des Mondes: Vielleicht unterdrückt das helle Licht die Wirkung des Schlafhormons Melatonin. Melatonin wird nämlich durch Dunkelheit freigesetzt.
  3. Ein psychologischer Effekt: die Selbsterfüllende Prophezeiung. Wir schlafen schlecht, weil wir wissen, dass Vollmond ist. In Studien ist dieser Effekt allerdings nicht nachgewiesen. 
"Tatsächlich wacht jeder von uns mehrmals pro Nacht auf. Manchmal ist eine richtig schlechte Nacht dabei und wenn wir dann aus dem Fenster schauen und sehen den Vollmond, dann bleibt das einfach im Gedächtnis haften."
Martin Dresler, Neurowissenschaftler an der Uni Nijmwegen

Ein Gegenargument ist jedoch, dass Menschen in großen Städten sowieso viel künstlichem Licht ausgesetzt sind und dass das Mondlicht nicht so eine große Rolle spielen dürfte.

Wer trotzdem schlecht schläft, der könnte es mal mit einer Schlafmaske versuchen und sollte vielleicht nicht soviel darüber nachdenken, wie voll der Mond denn jetzt gerade ist.

Mehr zum Thema:

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Blutmond
Vollmond und Schlaflosigkeit: Zusammenhang nicht nachweisbar
vom 21. Januar 2019
Autor: 
Johannes Döbbelt
Moderator: 
Thilo Jahn