Der Vollmond verschwindet für rund zwei Stunden im Schatten der Erde und taucht blutrot oder aschgrau auf. Für manche Menschen ist das heute immer noch ein besonderes Zeichen des Himmels. In der Vergangenheit galt der Blutmond als Omen für Unglück.

Die Menschen konnten schon 600 Jahre vor unserer Zeitrechnung die Termine für eine Sonnen- und Mondfinsternis genau vorausberechnen. "Die Babylonier waren astronomisch ziemlich weit vorne", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs. Die Historikerin Monika Staesche erklärt, dass die Berechnung auch nicht so schwierig sei. Sie leitet das Planetarium am Insulaner in Berlin.

"Die Babylonier waren, was Beobachten am Himmel angeht, sehr gut. Die haben alles aufgeschrieben und haben gemerkt, es gibt gewisse Regelmäßigkeiten."
Monika Staesche leitet das Planetarium am Insulaner in Berlin

In der Antike diente die Mondfinsternis den Astronomen zur Berechnung des Abstands zwischen Sonne und Mond. Dabei ist unter anderen Aristoteles aufgefallen, dass die Erde eine Kugel sein muss. "Er hat beim Eintreten und Austreten des Mondes in den Schatten der Erde gesehen, dass dieser Schatten nicht gerade ist, sondern ein Bogen", erzählt Grit.

Blutmond als Omen für Unglück

Trotzdem hielt das Wissen die Menschen nicht davon ab zu glauben, dass die Verschattung von Sonne oder Mond ein Zeichen geistiger Finsternis sei. Kurz bevor König Herodes starb, soll eine Mondfinsternis stattgefunden haben. Die Menschen deuteten die Finsternis als Zeichen Gottes. Später war für Historiker dieser Zusammenhang nur noch eine wertvolle Zeitangabe, um den genauen Todeszeitpunkt von Herodes zu bestimmen. Tatsächlich ist Herodes am 4. März 4 vor unserer Zeitrechnung gestorben – die Sonnenfinsternis hat am 23. März stattgefunden.

Kursberechnung mit Mondfinsternis

Im Spätmittelalter haben die Seefahrer Entdeckungen gemacht. Mondfinsternisse haben ihnen geholfen, ihre Position auf See zu bestimmen. Dass die Erde eine Kugel war, wusste auch Christopher Kolumbus auf seinem Weg nach "Westindien". Kolumbus hatte sich allerdings verrechnet, er dachte, die Erde sei kleiner und landete zufällig am 12. Oktober 1492 auf einer Insel in der Karibik.

"Dass Kolumbus den Leuten dort klarmachen konnte: Ich lass den Mond jetzt dunkel, rot werden, und wenn ihr mir nicht das gebt, was ich gerne haben möchte, dann bleibt das so. Er musste natürlich geschickt verhandeln, denn irgendwann geht auch die Mondfinsternis zu Ende."
Monika Staesche leitet das Planetarium am Insulaner in Berlin

Dass Kolumbus den Seeweg nach "Westindien" entdeckt hatte, glaubte er bis an sein Lebensende, obwohl er noch ein paar mal in dieselbe Richtung fuhr. Bei seiner vierten Fahrt landete er auf Jamaika. Die Inselbewohner waren erst freundlich, dann feindlich gesinnt und Kolumbus hat sie sich mit einem Trick gefügig gemacht. Der Seefahrer wusste, dass eine Mondfinsternis ansteht, und hat den Einheimischen deutlich gemacht, dass er den Mond verfinstern kann. Der Trick hat funktioniert und die Inselbewohner haben fortan unterwürfig getan, was Kolumbus wollte.

Mehr über Mondfinsternisse bei Deutschlandfunk Nova:

Shownotes
Aberglaube
Als der Blutmond noch Verdammnis brachte
vom 27. Juli 2018
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartnerin: 
Grit Eggerichs, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin