Die BRICS-Gruppe soll wachsen: Das wurde beim Gipfel in Südafrika entscheiden – für viele überraschend. Die neuen Mitglieder haben teils nicht die besten Beziehungen untereinander. Dennoch nimmt BRICS mit der Erweiterung einen wichtigen Schritt.
Die Gruppe der BRICS-Staaten wird größer: Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate werden zum 1. Januar 2024 aufgenommen.
Damit wächst die Gruppe von fünf auf elf Länder. Bislang bildeten Brasilien, Russland, Indien, China sowie Südafrika das Bündnis. Aus ihren Anfangsbuchstaben leitet sich auch der bisherige Name ab. Ab Januar heißt die Gruppe dann BRICS plus.
Bündnis wird BRICS plus
Die Aufnahme der neuen Staaten kam für viele überraschend, so Melanie Müller von der Stiftung Wissenschaft und Politik. "Eigentlich war geplant, dass ein Verfahren erarbeitet wird, wie Mitglieder aufgenommen werden können", sagt die Politikwissenschaftlerin. Doch nun wurden direkt die Neu-Mitglieder bestimmt. Anscheinend passierte das recht spontan, so Melanie Müller.
Vor allem China hatte sich immer wieder dafür stark gemacht, die Gruppe zu erweitern. Russland hatte sich vor allem für den Beitritt des Irans eingesetzt. Südafrika wiederum wollte, dass Ägypten und Äthiopien aufgenommen werden – und Brasilien hatte für Argentinien geworben. Die Auswahl der künftigen Mitglieder zeige, dass die unterschiedlichen Interessen der "alten" BRICS-Staaten realisiert wurden, so Melanie Müller.
Innerhalb der BRICS-Gruppe gibt es bereits Spannungen
Zugleich würden durch die Neuaufnahmen die Spannungen innerhalb der Gruppe eher größer als kleiner. Saudi-Arabien und Iran haben keine guten Beziehungen, so Melanie Müller. Äthiopien und Ägypten streiten über den Bau eines Staudamms.
Auch haben die Länder unterschiedliche Beziehungen zu den USA sowie anderen westlichen Ländern. Iran zum Beispiel ist ein Gegner der USA, im Gegensatz zu Argentinien. "Ich glaube, das wird schon schwierig, sich dann auf gemeinsame Positionen zu einigen", sagt Melanie Müller.
"Jetzt hat man sehr unterschiedliche Mitglieder von demokratischer Ausrichtung bis sehr autoritär."
Weitere Länder wollten zu BRICS gehören, wurden aber nicht aufgenommen – zumindest nicht jetzt. Dennoch: "Man hat auch einigen Ländern vor den Kopf gestoßen", sagt die Politologin. Indonesien zum Beispiel wollte beitreten und scheiterte an einer Stimme. Man müsse abwarten, wie groß das Interesse an BRICS plus dann noch sei.
"Es geht auch viel darum, das globale Wirtschafts- und auch Finanzsystem zu reformieren."
Ein Ziel, das BRICS plus auch künftig verfolgen wird, ist die Reform des Wirtschafts- und Finanzsystems. Dazu gehöre der Wunsch, mehr Wirtschaftshandel in anderen Währungen als dem US-Dollar abzuwickeln, so Melanie Müller. Die Dominanz des US-Dollars soll gebrochen werden.
Da durch die Neuaufnahmen die Spannungen innerhalb der Gruppe eher zunehmen, stelle sich die Frage, wie diese Reformen gelingen können. Es fehle eine Vereinbarung, wie Kompromisse innerhalb der BRICS-Plus-Gruppe konkret aussehen können, so Melanie Müller.