Wenn es nach einem britischen Thinktank geht, dann soll jeder im Land zum 25. Geburtstag 10.000 Pfund erhalten. Einzige Bedingung: Das Geld darf nur für Bildung, Wohnraum, eine Unternehmensgründung oder die Altersvorsorge ausgegeben werden.
Die "Citizen’s Inheritance" - auf Deutsch "Bürgererbschaft" - wäre ein Erbe, das jeder zu seinem 25. Geburtstag antreten kann. Und das Ganze ist alles andere als eine Schnapsidee. Denn der Vorschlag zielt darauf ab, einen Ausgleich zu schaffen zwischen der Generation der Millennials und der Baby-Boomer. Kurz gesagt: Die Älteren haben lange vom Sozialstaat profitiert, die Jüngeren sind diejenigen, die draufzahlen. Mit dem Geld sollen sie quasi entschädigt werden.
Fairer Vorschlag
Der Soziologe und Jugendforscher Klaus Hurrelmann findet diesen Vorschlag sehr gut, auch für Deutschland. Denn es sei nicht zu übersehen, dass die junge Generation, die jetzt ins Berufs- oder Familienleben startet, schlechtere Voraussetzungen dafür haben als ihre Eltern.
"Es ist einfach nicht zu übersehen, dass die heute 20- bis 35-Jährigen, die jetzt ins Berufsleben eintreten, eine Familie gründen möchten, deutlich schlechtere Bedingungen haben, deutlich schlechter wirtschaftlich positioniert sind, als ihre eigenen Eltern."
Diese Eltern-Generation wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren geboren. Sie hat in Zeiten des Wirtschaftswachstums gelebt - "wunderbare Zeiten", sagt Klaus Hurrelmann, "weil es allen Menschen so gut ging." Wenn der Staat verantwortlich dafür sorgen wolle, dass die junge Generation nicht schlechter gestellt ist als die Generationen davor, dann müsse man den Vorschlag aus Großbritannien gut finden.
Summe in Teilen auszahlen
Eine andere Idee hat der Zukunftsforscher Christian Grünwald. Er beschäftigt sich viel mit der Frage, wie die Arbeits- und Erwerbswelt von morgen aussieht und sagt: "Ich würde das Geld eher gestaffelt auszahlen." Oder in einen Fonds für lebenslanges Lernen investieren.
"Die Menschen haben immer mehr Intervalle, in denen sie Arbeiten und in denen sie sich weiterbilden."
Was wir heute in unsere Bildung investieren, sichert uns nicht zwangsläufig Lohn und Brot bis zur Rente. Wissen ist schneller überholt. Darum, so Christian Grünwald, wechseln sich Lernen, Weiterbildung und Beruf in den Lebensläufen heutzutage immer wieder ab - Stichwort "Sabbatical". Arbeits- und Weiterbildungsphasen verteilen sich also über die gesamte Lebensspanne.
Knackpunkt Rente
Beim Thema Rente wird es vielen von uns ohnehin ganz mulmig. Auch Klaus Hurrelmann sieht die Probleme, die junge Leute mit der Altersvorsorge haben und fordert deshalb, dass sich in der Politik ganz grundsätzlich was ändern müsse.
"Die junge Generation ist im Hinblick auf ihre Altersvorsorge alles andere als in einem sicheren Hafen, sondern schwimmt auf hoher See und muss sich auf ganz viele Unwegsamkeiten und bittere Strömungen gefasst machen."
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