Chinas Mondmission ist erfolgreich gestartet. Am 23. November 2020 ist die Rakete "Langer Marsch 5" vom Raumfahrtbahnhof in Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan abgehoben. Menschen sind nicht an Bord. Stattdessen soll ein autonomer Lander Staub und Steine vom Mond mitbringen.

Die Mission ist technisch eine riesige Herausforderung. Zum einen wird ein Lander benötigt, der selbständig in der Lage ist, einen Bohrer zwei Meter tief in den Boden zu treiben, um Proben zu entnehmen. Dann muss alles wieder eingepackt und der Rückflug gestartet werden. Alles autonom - also nicht ferngesteuert, sondern vorprogrammiert.

Die zweite Herausforderung ist es, die Rückflugkapsel so auszurüsten, dass sie den extrem hohen Temperaturen, die bei Wiedereintritt in die Erdatmosphäre unter hoher Geschwindigkeit entstehen, standhält. Wissenschaftlich und technisch gesehen eine hoch komplexe Mission, die China da mit "Chang'e 5" gestartet hat, sagt Dlf-Korrespondent in Shanghai, Steffen Wurzel.

"Das ist nicht irgendwie einfach ein Spaziergang, sondern eine sehr komplexe Angelegenheit, da hinzufliegen."
Steffen Wurzel, Korrespondent in Shanghai

Bislang hat vor allem die US-Raumfahrtbehörde Nasa Material vom Mond gesammelt. Bei den bemannten Apollo-Missionen der 1960er und 1970er Jahre wurden rund 380 Kilogramm Gestein zur Erde transportiert. Auch bei den sowjetischen Luna-Missionen zwischen 1963 und 1976 wurden Gesteinsproben vom Mond gesammelt und zur Erde transportiert. Da waren es allerdings insgesamt nur 300 Gramm. Es gibt also bereits Forschungsmaterial vom Mond. Aber das ist vier Jahrzehnte alt. Und China möchte gerne mit eigenem Material forschen.

Mondmission als politisches Statement

Zum einen ist das politisch ein wichtiges Zeichen, erklärt Korrespondent Steffen Wurzel. Denn China gehört damit neben den USA und Russland zu den Weltmächten, die Raumfahrtmissionen finanzieren und auch technisch durchführen können. Aber so eine Mondmission hat auch Wirkung auf die eigene Bevölkerung. So kann sich China als technisch und wissenschaftlich fortschrittlicher Staat präsentieren, so Steffen Wurzel.

"Natürlich ist es auch so, dass die Wissenschaftler hier in China scharf darauf sind, an eigenes Material zu kommen."
Steffen Wurzel, Korrespondent in Shanghai

Die "Chang'e 5"-Mission ist für China ein weiterer Schritt in Richtung bemannte Mission mit Mondbesuch. Auch Marsmissionen hat China bereits gestartet. Denn das langfristige Ziel ist es, Menschen zum Mond und zum Mars zu schicken.

China strebt an, in Sachen Weltraumerkundung eine führende Rolle zu übernehmen und das Feld nicht allein den USA und Russland zu überlassen. Dazu investiert China auch enorm viele Ressourcen in Entwicklung.

Anders als in den USA beispielsweise, wo die Raumfahrt aus Kostengründen privatisiert ist, und spätestens mit der Wahl jedes neuen Präsidenten neu über Investitionen von Steuergelder in die Raumfahrt verhandelt wird, ist die chinesische Raumfahrt staatlich gelenkt. China ist eine Diktatur. Da muss sich die Staats- und Parteiführung keine Gedanken machen über Wahlen und unangenehme Diskussionen über eine mögliche Verschwendung von Steuergeldern.

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Der Mondlander soll schon im Dezember Gestein zurück zur Erde bringen. Die Ankunft ist für den 26. Dezember 2020 geplant. Das ist der Geburtstag des langjährigen Diktators und Gründers der Volksrepublik China Mao Tse-tung. Da wollen Parteiführer der Kommunistischen Partei Mondgestein in die Heimat von Mao Tse-tung bringen, weil es in seinen Gedichten heiße: "Wir Chinesen können auch den Mond erreichen.".

Shownotes
Chinesische Mondmission
China will wieder Mondgestein zur Erde bringen
vom 24. November 2020
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Steffen Wurzel, Korrespondent in Shanghai