Christiane Stenger schreibt Bücher und hält Vorträge darüber, wie wir unsere Lebenszeit besser nutzen können. Die Beschäftigung mit der Zeit zeigt ihr, dass ihre Lebenszeit rasend schnell vergeht, deshalb habe sie gelernt, sich besser auf die wesentlichen Dinge zu fokussieren - und auch die Zeit anzuhalten.
Christiane Stenger ist Mitte 30, hat in Rekordzeit Abi gemacht, ist Gedächtnisweltmeisterin, hat mehrere Bücher veröffentlicht, hält Vorträge und gibt Seminare – viel in kurzer Zeit.
"Die intensive Beschäftigung mit der Zeit hat mein Leben tatsächlich am stärksten verändert im Vergleich zu den anderen Themen, mit denen ich mich beschäftigt habe, weil ich einfach gemerkt habe, dass die Zeit wirklich rennt."
Christiane Stenger hat in diesem Jahr das Buch "Lassen Sie Ihre Zeit nicht unbeaufsichtigt! Wie das Gehirn unsere Zukunft formt" veröffentlicht. Neben der physikalischen Zeit, Jahreszeiten oder Tag-Nacht-Rhythmus, und der gesellschaftlichen Zeit, vereinbarte Uhrzeiten, gibt es die subjektive Zeit, beispielsweise das Empfinden der Dauer von Wartezeiten. Gerade bei dieser subjektiven Zeit definiert unser Gehirn, ob sie für uns schnell oder langsam vergeht.
Welche Faktoren die Geschwindigkeit von Zeit bestimmen
Ein weiterer Faktor ist, wie wir die Zeit nutzen. Ob wir beim Warten einfach mal nichts machen oder unsere Social-Media-Feeds durchscrollen. Wir leben in einer Zeit, in der es einen unfassbar großen Informationsfluss gibt, sagt Christiane Stenger. Weil in unserem Gehirn ein Teil für das Sammeln von Informationen zuständig ist, Teil der menschlichen Überlebensstrategie, fällt es uns schwer, uns von dieser Flut zu lösen.
Gleichzeitig ist unser Hirn faul und konsumiert gerne. Zwei Faktoren, die für viele dazu führen, dass sie sehr viel Zeit in irgendwelchen Social-Media-Kanälen verbringen. Eine wirkliche Entspannung entsteht dabei nicht, sagt Christiane Stenger. Auch die viel kürzere Taktung in der Kommunikation führe dazu, dass sich viele Menschen gehetzt fühlen. Diese Zeit im Netz vergeht subjektiv für den Einzelnen eher schnell.
"Es ist kein neues Phänomen, das wir uns irgendwie gehetzt fühlen und das Gefühl haben, dass die Zeit immer schneller vergeht. Aber die Taktung ist einfach sehr viel schneller geworden."
Wirkliche Entspannung für das Gehirn entstehe nicht beim Scrollen in sozialen Netzwerken oder beim Fernsehen, sondern auf andere Art und Weise: Spazierengehen, nichts machen, Musik hören, Gedanken freien Lauf lassen. Christiane Stenger meditiert zum Beispiel regelmäßig, aber auch Stricken kann diesen Entspannungseffekt für das Gehirn haben. Sobald sich das Gehirn auf eine Sache fokussieren muss, entspannt es sich, sagt sie.
Wie wir die Zeit anhalten können
Bei der Meditation oder, wenn wir einfach auf uns selbst reduziert sind und zum Beispiel Körperfunktionen wie Atmen oder den Herzschlag wahrnehmen, vergeht subjektiv die Zeit viel langsamer.
"Man kann die Macht über die Zeit zurückgewinnen, wenn man eben weiß, wie unser Gehirn diese Mind Time konstruiert und mit ein paar Tricks dieses Phänomen, dass die Zeit so davonrast, einfach aufhalten kann."
Ein anderer Trick, die Zeit ein wenig anzuhalten, ist, die Alltagsmonotonie zu durchbrechen und zum Beispiel die Umwelt genauer zu betrachten oder Gewohnheiten ein wenig zu variieren oder einfach neue Dinge auszuprobieren. All das würde helfen, die Zeit langsamer vergehen zu lassen.
Im Gespräch mit Sebastian Sonntag erzählt Christiane Stenger wie sie als Neunjährige angefangen hat, sich mit Gedächtnistraining zu beschäftigen, Junioren-Gedächtnisweltmeisterin wurde und mit 17 darüber ein Sachbuchgeschrieben hat, dass sie mit 23 mit Lutz van der Horst eine ZDF Neon-Sendung moderiert hat und daraus das Buch "Lassen Sie ihr Hirn nicht unbeaufsichtigt!" entstand, wie wir uns vorstellen können, wie unser Gehirn mit Informationen und Zeit umgeht und vor allem: Was sie alles tut, um die Zeit anzuhalten. Einfach oben auf den Play-Button klicken und das ganze Gespräch hören.